Der Zickenkrieg bei DSDS

Casting-Show: Hat Annemarie Eilfeld ihren Kollegen Holger Göpfert beleidigt – oder wurde es so zurechtgedreht? Bei der Suche nach dem Superstar ist Zank wichtiger als Gesang.

Köln. Am Eingang des Coloneums herrscht schon vor Veranstaltungsbeginn Stadion-Atmosphäre. Hier stehen sich die verschiedenen Fangruppen gegenüber. An ihren T-Shirts, Plakaten und Bannern sind sie zu erkennen. Die Anhänger von Holger Göpfert, angereist aus dem kleinen Dörfchen Güntersleben bei Würzburg, geben hier mit ihren Schlachtenrufen den Ton an.

Ihr Idol gilt als Sonderling. Er bewegt sich zuweilen wie ein Tanzbär. Er nuschelt. Er ist manchmal distanzlos. Aber er kann sehr eindrucksvoll singen. Vielleicht wird er von seinen Freunden gerade deswegen so vehement unterstützt, weil er der Rolle des Popstars eben nicht entspricht.

Im Saal sitzen die Fangruppen voneinander getrennt in unterschiedlichen Blöcken. Die Stimmung im Studio ist aggressiver als sonst. Anheizen muss der Stimmungsmacher vor Sendebeginn nichts mehr. Die Schwierigkeit besteht eher darin, eine ausgelassene und harmonische Atmosphäre zu erzeugen. "Seid Ihr bereit für DSDS?"

Ein "Ja!" aus über tausend Kehlen scheint den Einpeitscher zu beruhigen. Trotzdem gibt er noch mit leicht spöttischem Unterton einige Hinweise: "Das ist hier kein Musikantenstadl. Ihr dürft völlig spontan ausflippen." Zu viel Spontaneität ist allerdings auch nicht erwünscht: Wenn er klatscht, haben natürlich alle zu klatschen.

Bei Dieter Bohlens Erscheinen kann er sich das sparen. Als Bohlen sich in seinem orange-roten Anzug an den Jurytisch setzt, tobt die Halle. Doch die folgenden Auftritte sind lahm. Die Kandidaten singen, Bohlen mäkelt.

So plätschert es dahin. Bis zum Videoclip von Annemarie Eilfeld: Darin sagt die 18-Jährige, dass ihr Kollege Holger Göpfert gar nicht zu DSDS passe. Ausgerechnet der Publikumsliebling - die Stimmung kippt. Ein Pfeifkonzert geht auf die Blondine nieder und begleitet sie während ihres gesamten Auftritts. Als sich dann die Sängerin auf der für die Teilnehmer bestimmten Couch niederlässt, baut sich Holger vor ihr auf. Andere Kandidaten können ihn nur mit Mühe zurückhalten.

Natürlich nimmt Moderator Marco Schreyl die Vorlage später dankbar auf. Holger gibt sich nach einer kurzen Versöhnungsszene nachsichtig: "Für mich ist die Sache geklärt." Annemarie schimpft: "Das war ein Trick von RTL." Später erklärt sie, sie sei verkürzt wiedergegeben worden. Sie habe gesagt, dass Holger nicht bei DSDS sondern gleich in großen Hallen singen sollte.

Bei der Bekanntgabe der Ergebnisse der Telefonabstimmung muss Annemarie Eilfeld zittern. Das Fernsehpublikum hat ihr die Szene - egal, ob es nun Mobbing oder ein von den Produzenten entwickeltes Skandälchen war - wohl nicht ganz verziehen. Am Ende muss jedoch die Harfenspielerin Cornelia Patzlsperger gehen. Den künftigen Einschaltquoten wird die Zankerei sicher nicht schaden.