Silbermond: „Wir sind keine Rampensäue“

Interview: Sibermond sprechen über Streit unter Band-Kollegen und den Erfolgsdruck beim neuen Album.

Sie stehen seit zehn Jahren gemeinsam auf der Bühne und haben gerade das dritte Studioalbum herausgebracht. Wie hat sich Ihre Musik und wie haben Sie sich verändert?

Thomas Stolle: Natürlich hat sich bei der Optik der Band etwas verändert, und unsere Musik ist durch die Erfahrung reifer geworden.

Stefanie Kloß: Das gilt auch für die Themen unserer Songs. Mit Mitte 20 denkt man an andere Dinge als mit 17. Die Arbeit am neuen Album war schwierig. Man ist als Silbermond in einem Raster gefangen, weil die Menschen Erwartungen an unsere Musik haben. Die Fans haben schon vorher gesagt: Das neue Album wird wieder ganz toll. Dabei hatten wir noch kein Lied geschrieben. Es war schwer für uns, daraus auszubrechen, und es hat gedauert, bis wir mit der CD zufrieden waren. Wir mussten erst wieder lernen, ohne Kalkül Musik zu machen.

Kloß: Es war gut, dass wir Freunde waren, bevor wir zur Musik gekommen sind. Wir wissen, dass wir unsere Freiräume brauchen und respektieren das, weil wir uns lange kennen. Das ist anders, wenn man nur als Geschäftspartner auf der Bühne steht.

Kloß: Mir selbst ist Harmonie sehr wichtig. Wenn es Streit gibt, will ich das immer sofort klären. Wir haben das einmal vor einem Auftritt nicht geschafft, das war für mich unser schlimmstes Konzert. Wir müssen auf der Bühne eine Einheit sein, sonst funktioniert es nicht.

Stolle: Wir sind alle keine Egotypen oder Rampensäue, weil es uns nur um die Musik geht. Da ist die Öffentlichkeit manchmal schon etwas befremdlich. Trotzdem hat es noch nie Stress gegeben, weil Steffi oft im Mittelpunkt steht. Das ist bei einer Sängerin etwas ganz Normales.

Stolle: Das war auf jeden Fall ein großer Schritt für die Band, weil wir vor 10000 Leuten auftreten sollten. Dafür haben wir wochenlang geprobt und an uns gearbeitet. Der Kontakt ist über einen Eintrag in unserem Gästebuch entstanden, wo es hieß, dass die Puhdys noch eine Vorband suchen. Tatsächlich stammt das gar nicht von der Band, aber wir sind so ins Gespräch gekommen.

Kloß: Wir sind sehr viel auf Tour unterwegs und haben uns vorgenommen, vor Ort regionalen Bands eine Chance zu geben. Das Hauptproblem ist ja, dass wir viele Talente haben, die nur selten eine Möglichkeit zum Auftritt bekommen und nur auf "MySpace" existieren. Wir haben das Glück, es geschafft zu haben - davon wollen wir etwas zurückgeben. Dafür rufen wir auf unserer Homepage Bands auf, sich zu bewerben. Pro Stadt gibt es aktuell bis zu 200 Kandidaten. Und wenn wir es schaffen, durch so einen Auftritt eine Band dazu zu motivieren, an sich zu arbeiten, haben wir doch schon viel erreicht.