Die Engel in Mexikos Todesstadt
Junge Christen versuchen, Mörder zur Umkehr zu bewegen.
Ciudad Juárez. Sie hüllen sich nicht in Schweigen - im Gegensatz zu den meisten Einwohnern der von einem mörderischen Drogenkrieg heimgesuchten mexikanischen Stadt Juárez. Eine Gruppe von 25 jungen evangelischen Christen hat eine Botschaft. Sie lautet: "Mörder: Jesus Christus liebt Dich - bereue."
Die Jugendlichen im Alter von 15 bis 25 Jahren haben sich zusammengeschlossen, um ihre Stadt zu retten. Sie postieren sich in Engelsgewändern an wichtigen Straßenecken und verkünden ihre Botschaft.
"Ein Engel ist ein Bote, und wir wollen eine Botschaft von Frieden und Hoffnung an die Bevölkerung weitergeben", sagt Carlos Mayorga. Der 32-Jährige koordiniert diesen etwas anderen Protest. Die Idee sei entstanden, weil die Stadt in Zeiten so großer Unsicherheit Ermutigung brauche.
Ciudad Juárez liegt an der Grenze zu den USA. Die Stadt gilt als die gefährlichste Metropole der Welt. Tausende Menschen wurden in den vergangen Jahren im Drogenkrieg umgebracht. Erst vor drei Wochen erschütterte ein Überfall auf eine Party die Stadt, bei dem 14 Jugendliche von Kriminellen erschossen wurden.
Auf Kartons verbreiten die Engel nun Botschaften sowohl an die Bürger, die ihr Vertrauen zurück gewinnen sollen, als auch an die Verbrecher. "Korrupter Polizist, suche nach Christus" oder "Zerrüttete Familien finden Antwort bei Christus", lauten die Parolen.
Nicht alle Passanten können mit den Slogans etwas anfangen - einige Autofahrer wundern sich und schütteln die Köpfe. Doch Mayorga ist sich sicher, dass die Mehrheit hinter dem Projekt steht. Er will die Kampagne nun auf das Umland ausweiten.
Er ist sich bewusst, dass sich die kriminellen Gruppen herausgefordert fühlen können. Doch er sagt: "Wir haben keine Angst. Wir vertrauen voll auf Gott. Wir wollen die Bevölkerung einladen zu reagieren, auf die Straße zu gehen und dass sie sich von der Angst nicht besiegen lassen."