Die Mission der „Kampf-Barbie“
Katrina Hodge ist Soldatin – und will „Miss World“ werden. Vom Feldzug einer 21-Jährigen gegen Vorurteile.
London. Die schönsten Frauen der Welt sind sanft, machen auf dem Laufsteg eine gute Figur und träumen vom Leben als Supermodel. Doch Katrina Hodge, die neue "Miss England", zeigt, dass es auch anders geht: Mit der 21-jährigen Obergefreiten und Irak-Veteranin will erstmals eine Soldatin "Miss World" werden - und nebenbei Vorurteile entwaffnen.
"Kampf-Barbie" - diesen Spitznamen hat die hübsche Brünette schon an ihrem ersten Tag beim Militär verpasst bekommen. "Ich war da noch blond und trug, als ich zum Dienstantritt durchs Kasernentor lief, einen rosafarbenen Koffer und den farblich passenden Mantel", erinnert sich Katrina Hodge. Kein Wunder, dass die Kameraden über die Ankunft von "Combat Barbie" gejubelt haben: Die Schönheit aus Kent passt mit ihren 1,80 Metern in Kleidergröße 36 und versprüht auch ungeschminkt Glamour in der Truppe.
Hodge ist überraschend von ihrem Vize-Platz als "Miss England" zur Siegerin aufgestiegen, nachdem die amtierende Schönheitskönigin Rachel Christie wegen einer Kneipenschlägerei zurücktreten musste: Bei dem Damen-Duell waren Fäuste geflogen und eine gewisse "Miss Manchester" unsanft zu Boden gegangen. Für einen solch rabiaten Umgang hinter den Kulissen dürfte Hodge im Notfall bestens gerüstet sein: Selbstverteidigung liegt ihr, und aus dem Irak-Einsatz hat sie sogar eine Tapferkeits-Urkunde mitgebracht.
Drill braucht sie allerdings in anderen Disziplinen: "Ich muss üben, schön zu schreiten und für Fotos zu posieren", sagt sie, "das liegt mir nicht so gut." Bis zum Jahresende ist sie für den "Miss World"-Wettbewerb freigestellt. "Ich wurde in der Kaserne angerufen und habe dann um Erlaubnis gebeten."
Dass Katrina Hodge vor einem Monat noch durch Schlammlöcher gerobbt ist und sich in Schächte abgeseilt hat, ist nicht der einzige Unterschied zu den anderen Grazien. Die Soldatin verbindet eine ganz persönliche Mission mit ihrem Einsatz auf den Laufstegen dieser Welt: "Ich will eine Inspiration für Mädchen sein", sagt sie. "Hier geht es nicht nur darum, gut auszusehen, sondern zu zeigen, was dich als Mensch ausmacht und dass sich keine Frau in eine Schublade stecken lassen muss."
Einen Konflikt zwischen ihren Jobs als Obergefreite und Schönheitskönigin sieht sie nicht: "Wer sagt denn, dass nicht beides geht? Wer hat jemals eine solche Regel aufgestellt?" Das Stereotyp von der dummen Blondine mit dem Beauty-Krönchen nervt sie: "Ich bin eine starke, unabhängige Frau. Das zeigt doch, wie falsch die Vorurteile über Schönheitsköniginnen sind." Sie ziehe sich genau so gerne die Uniform an wie sie sich die Nägel lackiere - und sei im Übrigen nicht nur in den Miss-World-Wettbewerb, sondern jüngst auch in der Army befördert worden.
Ihre großen Vorzüge beschreibt sie als "Talent, jeden zum Lächeln zu bringen und immer freundlich und zugänglich zu sein". Nach dem Beauty-Finale im Dezember in Südafrika will Katrina Hodge zur Truppe zurückkehren. "Die Armee hat mich zu dem gemacht, was ich bin", sagt sie, "und es wird manche überraschen, dass selbst feminine Frauen dort Karriere machen können." Dass sie demnächst auf "Miss Irak" oder "Miss Afghanistan" treffen könnte, bereitet ihr kein Kopfzerbrechen: "Eine Zusammenarbeit wäre toll." Die könnte im Bikini besser funktionieren als mit Splitterschutzweste.