Die wildesten Sprüche des George W.
Ein Redenschreiber des Ex-Präsidenten Bush packt aus.
Washington. Neue Blicke auf George W. Bush und hinter die Kulissen des Weißen Hauses gibt jetzt Bushs früherer Redenschreiber Matt Latimer, dessen umstrittenes Buch "Speech Less" (sprachlos) den Amerikanern buchstäblich die Sprache verschlägt. Demnach zog der Ex-Präsident schonungslos über seinen Nachfolger Barack Obama her. Auch einige seiner engsten Vertrauten wurden vom mächtigsten Mann im Lande verspottet.
Zum politischen Vermächtnis der George W. Bush-Ära gehört zweifellos die Bereitschaft leitender Mitarbeiter, ihren früheren Arbeitgeber an den Pranger zu stellen. Bushs erster Finanzminister Pau O’Neill etwa berichtete nach seinem Ausscheiden aus dem Amt, dass der Präsident von Wirtschaft nicht die geringste Ahnung hatte und Löcher in die Luft starrte, wenn im Kabinett über Finanzfragen diskutiert wurde.
Sensationell sind die Enthüllungen Latimers, weil sie im Gegensatz zu anderen nicht die Kritik am Präsidenten thematisieren, sondern vielmehr Bushs eigene Einschätzung seines politischen und persönlichen Umfelds. Als im Herbst vergangenen Jahres ein ungehaltener Bush ins Oval Office stürmte, um für eine Fernsehansprache zu üben, so Latimer, zog er erst einmal gegen den neugewählten Präsidenten Obama ordentlich vom Leder. "Dies ist eine gefährliche Welt, und dieser lässige Typ ist nicht annähernd qualifiziert, damit umzugehen, er hat keine Ahnung", schimpfte der scheidende Regierungschef.
Vor Obamas Nominierung zum demokratischen Spitzenkandidaten hatte Bush fest daran geglaubt, dass Senatorin Hillary Clinton das Rennen machen würde. "Warten wir mal ab, bis sie mit ihrem fetten Hintern hinter diesem Schreibtisch sitzt", machte sich der fitnessbewusste Präsident über das Gesäß der früheren First Lady lustig.
Belächelt wurden auch Mitarbeiter im Weißen Haus, die Bush abwechselnd als "Schmarotzer" oder "Kriecher" beschimpfte. Über seinen Chefstrategen Karl Rove sagte Präsident, er sei genau das, was die Demokraten immer sagten, "nämlich ein richtig bösartiger Kerl", während weder Finanzminister Henry Paulson noch Bush selbst wirklich verstanden, wie das Jahrhundertprogramm zur Rettung der Banken funktionieren sollte.
Obwohl Latimer für "Speech Less" von seinem Verleger einen sechsstelligen Vorschuss erhalten haben soll, dürfte er damit alle Brücken nach Washington abgebrochen haben. Denn weder Republikaner noch Demokraten halten große Stücke auf einen Mann, den der Präsident in sein Vertrauen gezogen hatte und allein aus finanzieller Motivation heraus aus dem Nähkästchen plaudert.