Frauen im Beruf: Bessere Ausbildung, schlechtere Bezahlung

Frauen sind laut einer neuen EU-Studie in Unternehmen weiter benachteiligt. In Deutschland sind die Unterschiede laut dem Bericht besonders groß.

Brüssel. Die gute Nachricht steht ganz oben: Mehr Frauen haben Arbeit gefunden. Doch die schlechte kommt gleich hinterher: Sie bekommen immer noch weniger Geld als ihre männlichen Kollegen. Obwohl Frauen inzwischen besser ausgebildet sind und bessere Schulabschlüsse haben, werden sie deutlich schlechter bezahlt, von Gleichberechtigung kann in Europa keine Rede sein. Das ist das Ergebnis des neuen Gleichstellungs-Berichts, den die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel vorstellte.

EU-Kommissar Spidla sieht politischen Handlungsbedarf

Als Erfolg verbuchen die Autoren, dass in den vergangenen sieben Jahren zwölf Millionen Arbeitsplätze in der EU geschaffen wurden, einen Großteil davon besetzen Frauen. "Doch insgesamt sind ihre Berufslaufbahnen - trotz ihres besseren Bildungsstandes - kürzer, sie schreiten langsamer voran, und sie werden schlechter entlohnt. Es liegt auf der Hand, dass wir mehr tun müssen", sagt der für Chancengleichheit zuständige EU-Kommissar Vladimir Spidla. In Deutschland ist das Lohngefälle laut Bericht besonders hoch: Frauen bekommen pro Arbeitsstunde rund 22 Prozent weniger ausgezahlt als Männer, nur in Estland und Zypern ist der Unterschied noch größer. Frauen haben es auch schwerer, in Führungspositionen zu kommen. So nimmt der Anteil von Managerinnen in der EU nur sehr langsam zu, er steht derzeit bei 33 Prozent. Auch hier liegt Deutschland deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Nur 27 Prozent der Frauen sind in Führungspositionen, in Litauen sind es rund 38 Prozent. Ähnlich sieht es in der Politik aus: EU-weit sind lediglich 23Prozent der nationalen und 33 Prozent der europäischen Abgeordneten Frauen. Vielen fällt es offenbar immer noch schwer, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Nur rund 63 Prozent der Frauen mit Kind in Deutschland arbeiten, bei Männern mit Kindern sind es rund 91 Prozent - das entspricht in etwa dem EU-Durchschnitt. Die EU-Kommission fordert deswegen die Mitgliedsstaaten auf, ihre Betreuungs-Angebote auszuweiten. Auch die Bedingungen für den Elternurlaub müssten verbessert werden. "Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, Vorurteile abzubauen", heißt es in dem Bericht. "Diese beeinflussen nach wie vor die Wahl von Bildungs-, Ausbildungs- und Berufswegen, die Aufgabenverteilung im Haushalt sowie die Besetzung von Führungspositionen." Benachteiligte Frauen Männerdomäne: Laut einer Studie im Auftrag der nordrhein-westfälischen Landesregierung sind Spitzenjobs in Deutschland nach wie vor eine Männerdomäne. Dabei gibt es einen klaren Trend: Je größer das Unternehmen ist, desto geringer ist der Anteil der weiblichen Führungskräfte. Bei Konzernen mit mehr als 500 Beschäftigten gibt es nur knapp über 20Prozent Chefinnen. Bei Kleinbetrieben mit weniger als 50 Beschäftigten liegt die Quote dagegen bei rund 30 Prozent.

Branchen: Eine weibliche Domäne sind vor allem der Dienstleistungssektor (Pflegedienste) sowie der Einzelhandel.