Friedensnobelpreisträger Al Gore: Das grüne Gewissen Amerikas
Porträt: Dem Karrierepolitiker Al Gore, nun weltweit bejubelter Vorkämpfer für die Umwelt, oskargekrönter Filmemacher und seit Freitag auch Nobelpreisträger, ist ein selbst für amerikanische Verhältnisse sensationelles Comeback gelungen.
Washington. Nach 16 Jahren im Kongress und acht Jahren als zweiter Mann in Washington unter Bill Clinton wurde der heute 59-Jährige in der Nacht zum 8. November 2000 gleich zwei Mal zum Präsidenten erklärt und unterlag 36 Tage später dennoch gegen George W. Bush. Der hatte zwar über eine halbe Million Direktstimmen weniger als sein demokratischer Kontrahent erhalten, bei der Auszählung der sogenannten Elektorenstimmen lag er aber hauchdünn in Führung.
Obwohl viele heute noch von dreistem Wahlbetrug sprechen, stand Gore in den Augen vieler Parteikollegen wegen seines überheblichen Auftretens und einer schlecht geführten Wahlkampagne als Versager da. Immerhin hätte ein als sicher geltender Erfolg in seinem Heimatstaat Tennessee Gore spielend für den Gesamtsieg gereicht, das Fiasko in Florida wäre vermieden worden. Doch der Spitzenkandidat der Demokraten war so siegessicher, dass er seinen eigenen Staat während der Wahlkampfs nie besuchte. Dies zahlten ihm die Wähler von Tennessee mit einer bitteren Niederlage heim.
Al Gores Film "Eine unbequeme Wahrheit" über den Klimawandel darf an britischen Schulen nicht unkommentiert gezeigt werden. Ein Londoner Gericht entschied, die Vorführung des Films ohne einen Hinweis auf andere Sichtweisen widerspreche gesetzlichen Bestimmungen, wonach im Schulunterricht nicht politisch einseitig informiert werden dürfe.
Ein Vater zweier schulpflichtiger Kinder hatte juristische Schritte gegen das Vorhaben der britischen Regierung unternommen, den Film des ehemaligen US-Vizepräsidenten an mehr als 3500 Schulen in England und Wales als Unterrichtsmaterial einzusetzen. Dimmock warf dem Film, der mit dem Oscar für die beste Dokumentation ausgezeichnet worden war, wissenschaftliche Ungenauigkeit und politische Propaganda vor.