Gesamtnachlass Bölls befindet sich im Stadtarchiv
Köln (dpa) - Zum Besitz des am Dienstag eingestürzten Kölner Stadtarchivs gehört auch der Nachlass von Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll.
Erst im Februar hatte die Stadt Köln, das Land Nordrhein-Westfalen und die Kulturstiftung der Länder für 800 000 Euro weitere 6400 Manuskripte, Briefe und Dokumente Bölls gekauft und damit den Gesamtnachlass unter einem Dach in seiner Heimatstadt Köln vereinigt. Ob Teile oder der gesamte Nachlass unter den Trümmern des eingestürzten Gebäudes verschüttet worden sind, war zunächst unklar.
Der Sohn des Schriftstellers, René Böll, hatte anlässlich der Übergabe gesagt, die Familie habe nur noch einen Aktenordner mit privaten Erinnerungen behalten. Zu dem Verkauf habe sich die Familie nach langer Überlegung entschieden, weil die zum Teil sehr empfindlichen Stücke im Archiv besser gelagert werden könnten. Angesichts der Bedeutung des Werkes des Schriftstellers Heinrich Böll gehörten die Unterlagen an die Öffentlichkeit.
Die Kulturstiftung der Länder sprach von einer „Schatztruhe für künftige Forschungen“. Unter den Neuerwerbungen waren etwa Bölls Geburtsurkunde, sein Reifezeugnis und Unterlagen zur Verleihung des Nobelpreises 1972. Zu dem Fundus gehören unveröffentlichte Arbeiten der Zeit vor 1945, Manuskripte zu Romanen, Rezensionen und Übersetzungen nach 1945 sowie etwa 2400 Briefe Bölls, darunter viele aus seiner Soldatenzeit im Zweiten Weltkrieg an seine Frau Annemarie. Auch kistenweise Fotos gingen an das Historische Archiv sowie Bölls Korrespondenz mit dem Künstler HAP Grieshaber.
Der gebürtige Kölner Heinrich Böll, einer der herausragendsten Schriftsteller der Nachkriegszeit, wurde mit Romanen wie „Ansichten eines Clowns“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ und „Gruppenbild mit Dame“ bekannt. Zahlreiche Dokumente zu Bölls Leben und Werk hatte die Stadt Köln noch zu seinen Lebzeiten seit 1979 erworben.