Ich rase mit Blaulicht durch Paris
Francis Fulton-Smith, bisher in Schmuserollen erfolgreich, geht nun als Ermittler auf rasante Verbrecherjagd.
WZ: Herr Fulton-Smith, als neuer ARD-Kommissar Maurice LaBréa jagen Sie in Ihrem ersten Fall einen brutalen Frauenmörder. Wollen Sie weg vom Schmusekurs, den Sie bisher in der Serie "Dr. Kleist" und diversen TV-Romanzen gepflegt haben?
Fulton-Smith: Ich komme vom Theater, habe eine klassische Ausbildung und versuche, mich künstlerisch weiterzuentwickeln. Ich habe immer den Wunsch gehabt, große, komplexe, auch ein Stück weit gebrochene Charaktere zu spielen. Das ist für mich zur Zeit ein künstlerisches Thema, das ich gerne weiterverfolgen möchte.
Und der Pariser Kommissar ist so eine Figur?
Fulton-Smith: Ja, er ist für mich eine wunderbare Möglichkeit, eine zerrissene Persönlichkeit zu zeigen. Er ist sehr ernsthaft, sehr feinfühlig, glaubt an eine bessere Welt und ist doch Realist genug um zu wissen, dass es ganz schreckliche Menschen auf diesem Planeten gibt. Er ist ein Familienmensch, aber auch ein Vollblutbulle mit extremem Gerechtigkeitsempfinden.
Was hat "LaBréa", was andere Städtekrimis nicht haben, zum Beispiel "Commissario Brunetti"?
Fulton-Smith: Es gibt viele Unterschiede, Paris ist nicht Venedig. Brunetti geht zu Fuß zur Arbeit oder nimmt die Gondel, wir rasen mit dem Blaulicht durch Paris. LaBréa ist auch kein Eigenbrötler, sondern er hat ein Team, das er zur Talkrunde einlädt, zum Brainstorming. Der Krimi ist eine Hommage an den legendären Film noir. Ich habe versucht, meine Kindheitshelden wie Jean Gabin oder Lino Ventura mit einfließen zu lassen.
Wie waren denn die Dreharbeiten mitten in Paris?
Fulton-Smith: Über eine Sache haben wir uns bei den Dreharbeiten echt permanent totgelacht: Man sieht wirklich sehr oft, wie irgendjemand mit einem Baguette unter dem Arm aus einer Bäckerei rennt. Das fanden wir so lustig, dass wir es mit einem Augenzwinkern in den Vorspann genommen haben. Ansonsten haben wir uns bemüht, Paris einzufangen, ohne dabei Klischees zu bedienen.
Sind Ihnen beim Drehen auch ständig Touristen durchs Bild gelaufen? Bei den Aufnahmen für "Commissario Brunetti" ist das ja immer ein Problem.
Fulton-Smith: Da waren die nächtlichen Dreharbeiten eigentlich eine ganz geschickte Lösung. Und die wenigen Touristen, die sich um diese Zeit in der Gegend rumgetrieben haben, die sind eben im Bild zu sehen. Paris ist auch eine echte Metropole, Filmteams gehören zum Stadtbild, da bleiben die Passanten nicht staunend stehen.
Als LaBréa stehen Sie wieder auf der Seite des Guten. Wollen Sie nicht mal einen richtig fiesen Schurken spielen? Die Dauerrolle als Sympathieträger muss einem doch irgendwann auf den Geist gehen.
Fulton-Smith: Sehr gerne, aber dann muss es schon ein toller Böser sein - und Hannibal Lecter ist ja leider schon besetzt (lacht). Den Schurken einfach nur zu spielen, um mal der Böse zu sein, ist langweilig. Das tägliche Geschäft hat außerdem den Sachzwang, dass man keine Dauerrolle als Böser spielen und davon seine Miete zahlen kann. Da muss man Kompromisse machen.
Sie bleiben dem Publikum als Dr. Kleist also erhalten?
Fulton-Smith: Das steht momentan noch nicht zur Diskussion. Wir drehen die vierte Staffel noch zu Ende, und dann werden wir sehen.