Auch Jauch entfällt als Gottschalk-Nachfolger
Berlin (dpa) - Günther Jauch will „Wetten dass..?“ nicht übernehmen. Das sagte der Talkmaster in seinem Jahresrückblick bei RTL zu Thomas Gottschalk.
Eine Absage, die mit Hochspannung erwartet worden war: Denn wenn die beiden TV-Alphatiere Jauch und Gottschalk sich gegenseitig die Bälle zuspielen, handelt es sich um Unterhaltung auf höchstem Niveau. Und viele Fernsehzuschauer nahmen Witterung auf: Nachdem Gottschalk bei seinem „Wetten, dass..?“-Abschied im ZDF am Samstagabend schon 14,73 Millionen Zuschauer hatte, lockte sein Besuch einen Tag später bei Jauchs RTL-Jahresrückblick noch einmal 8,39 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme.
Die beiden Routiniers hatten die Spannung zuvor mit Präzision und Schalk aufgebaut. Der 61-jährige Gottschalk - mit 23 Jahren „Wetten, dass..?“ auf dem Buckel - hatte am Samstag seinen Gast und alten Weggefährten, den 55 Jahre alten Jauch, gefragt, ob er denn nicht seine Nachfolge bei Deutschlands größter Fernsehshow antreten wolle. Jauch hatte leicht verdutzt geguckt, nach kurzer Irritation aber die Gunst der Stunde genutzt und um Bedenkzeit gebeten - um 24 Stunden.
Und er lud Gottschalk in seinen Jahresrückblick für Sonntag ein. Der Showmaster mit der blonden Lockenpracht kam. Aber erst kurz vor Schluss nach rund drei Stunden Sendezeit. Und er freute sich - noch mit heiserer Stimme vom Vorabend -, dass Jauch gemäß seiner Ankündigung den 20 Jahre alten Gottschalk-Anzug anzog. Der passte zwar von der Länge her, schlabberte aber am ganzen Körper herum.
Auf die entscheidende Frage, ob er denn nun „Wetten, dass..?“ übernehmen wolle, sagte Jauch: „Ich bin Dir schon oft in Deinem Leben nachgefolgt. Ich glaube aber, dass ich das nicht gut kann.“
Es wäre auch ein kleines Medienwunder gewesen. Jauch sitzt bei RTL mit seinem Klassiker „Wer wird Millionär?“ fest im Sattel. Und bei der ARD hat er im September den Polittalk am Sonntagabend übernommen. Da hätte es ein Problem gegeben: Denn bei sechs „Wetten, dass..?“-Ausgaben in den TV-Saisonmonaten Oktober, November, Dezember, Januar, Februar und März hätte Jauch eiligst von der Samstagsshow zum Sonntags-Talk ohne große Vorbereitung und mit leichter Übernächtigung rasen müssen - alles nicht im Sinne der ARD.
Was aber von der Sonntagabend-Show auf RTL hängenbleibt: Gottschalk, der sich bislang aus der Personaldiskussion um „Wetten, dass..?“ herausgehalten hatte, machte sich für die Entertainerin Barbara Schöneberger stark. Sie war vorher ebenfalls bei Jauch zu Gast gewesen. Die 37-Jährige habe viele Dinge mit ihm gemeinsam, sagte Gottschalk. „Sie ist blond, hübsch, hat Oberweite und ist vor allem furchtlos. Sie hat das Zeug dazu.“ Vielleicht beeinflusst Gottschalks Haltung nun die weitere Suche des ZDF nach dem Nachfolger?
Klar aber sei, fuhr Gottschalk fort, der oder die Neue bei „Wetten, dass..?“ müsse „das Ding zurechtrücken. Es kann nicht mehr so funktionieren wie bei mir. 18 Millionen Menschen wie damals bei Michael Jackson gucken nicht mehr zu.“
Gottschalk, der am 23. Januar in der ARD eine Vorabendsendung startet, sagte, er selbst brauche nicht mehr das große Glockengeläut. Seine Aufgabe sei nun der „Fernsehfriedhof“ vor der „Tagesschau“, wie er die quotenschwache Programmstrecke bezeichnete.
Aber vielleicht ist das ZDF in seinen Personalüberlegungen ja schon einen Schritt weiter, als viele denken. Am Rande der Aftershow-Party in Friedrichshafen in der Nacht zum Sonntag waren aus Senderkreisen Andeutungen laut geworden, dass „Wetten, dass..?“ vielleicht schon im März fortgesetzt werden könne. Das wiederum würde mit der Ankündigung von ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut übereinstimmen, der zu Beginn des nächsten Jahres eine Personalentscheidung bekanntgeben will.