Unwetter Sommer 2021: Eine Herausforderung für die Feuerwehren

Kaputte Häuser, verwüstete Landstriche und Wasser. Sehr viel Wasser. Die Bilder der Unwetterkatastrophe vor wenigen Wochen in Deutschland gingen um die Welt.

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Vor allem die westlichen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wurden schwer getroffen. Dort schwappte die Ruhr mit Leichtigkeit über den einstigen Rekordpegelstand von 6,17 Metern aus dem Jahre 2007. Die Folge: Die beiden Bundesländer haben bislang über 170 tote Menschen zu beklagen – darunter vier Feuerwehrmitglieder. Weitere Menschen werden in Rheinland-Pfalz noch vermisst. Hinzu kommen hunderte Verletzte. Manche Gebiete des Westens sind nach wie vor von der Strom- oder Trinkwasser-Versorgung abgeschnitten und die Aufräum- und Reparaturarbeiten werden noch einiges an Zeit beanspruchen.

Klimaerwärmung als Grund für Unwetter

Doch während also zum Beispiel in der Stadt Hagen gerade Panzer der Bundeswehr durch die Straßen rollen, um die gröbsten Schäden zu beseitigen, bleibt die Zeit nicht stehen. Die Welt dreht sich einstweilen weiter und es vergeht fast kein Tag ohne eine weitere Unwetter-Warnung. Wer Glück hat, wird zwischendurch nur von einem Regenguss heimgesucht. Wer Pech hat, dem fliegen zentimetergroße Hagelkörner um die Ohren oder der Gehweg vor dem Haus verwandelt sich binnen Minuten in einen reißenden Bach. Streng genommen kann man heuer daher gar nicht mehr nur von einer einzigen Unwetter-Katastrophe sprechen, sondern die Übergänge der Gewitterstunden sind im wahrsten Sinne des Wortes fließend. Experten weisen in diesem Zusammenhang einmal mehr auf den Klimawandel und die Gefahren dieser Entwicklung hin. Laut dem deutschen Klimaforscher Stefan Rahmstorf, der für das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung tätig ist, nehmen extreme Wetterereignisse wie Starkregen – und auf der anderen Seite auch Dürren – weltweit rasant zu. Auffällig ist außerdem, dass immer größere Regionen davon betroffen sind und nicht mehr nur einzelne Orte. Grund hierfür sei die globale Erwärmung des Klimas. Und daran wird sich nichts ändern – im Gegenteil: Experten prognostizieren in den nächsten Jahren noch mehr solcher Starkniederschläge, hören wir nicht damit auf, weiterhin so viel CO2 auszustoßen. Die Erwärmung schwächt auch den Jetstream. Diese Höhenströmung der Nordhalbkugel sorgt eigentlich dafür, dass Druckgebiete rasch weiterziehen. Je träger der Jetstream wird, desto länger halten sich jedoch Wetterlagen. Die Folge: Es kommt immer öfter zu Dauerregen oder Hitzewellen. Hinzu kommt, dass die Versiegelung der Böden zunimmt. Diese können somit den Wassermassen gar nicht mehr Herr werden.

Feuerwehr nimmt Schlüsselposition ein

Unwetter-Katastrophen wie diese machen nicht nur deutlich, dass es längst Zeit ist, in puncto Klimawandel zu handeln, sondern sie zeigen auch auf, dass Blaulicht-Organisationen und alle, die sich dem Katastrophenschutz verschrieben haben, unerlässlich sind. In Notsituationen sind Feuerwehrmänner und -frauen rasch zur Stelle, beseitigen umgestürzte Bäume, retten Menschen aus Fahrzeugen und Häusern, pumpen Keller aus, suchen in den Fluten nach Vermissten oder helfen beim Eindämmen der Wassermassen. Später unterstützen sie die Bevölkerung beim Aufräumen und Wiederaufbauen. Vieles davon geschieht auf freiwilliger Basis, denn in Deutschland gibt es nur in einem Bruchteil aller Städte eine Berufsfeuerwehr. Freiwillige Feuerwehren spielen in diesem System daher eine große Rolle – vor allem bei größeren Schadenslagen wie einer Unwetter-Katastrophe. Das Tagesgeschäft bekämen die Berufswehren schon irgendwie abgedeckt, bei Starkregen zum Beispiel seien sie aber auf die tatkräftige Unterstützung der Freiwilligen Wehren angewiesen, erläutert Tobias Schaarschmidt von der FF St. Katharinen in Rheinland-Pfalz.

Damit die Feuerwehrleute – so wie in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen – weiterhin rasch vor Ort sein können, sind zwei Dinge essentiell: ein modernes Equipment und genügend Feuerwehr-Nachwuchs. In puncto Feuerwehr-Fahrzeuge, Gerätschaften und Tools tut sich einiges. So werden zum Beispiel die Drehleitern immer effizienter und stemmen immer mehr Tonnen Gewicht. Auch die Elektromobilität hält Einzug in das Feuerwehrwesen, genauso wie Roboter. Sie können Feuerwehrmitglieder zum Beispiel bei Löscharbeiten unterstützen oder die Lage in brennenden Gebäuden checken, die für Florianis nicht mehr zugänglich sind. Innovationen wie diese müssen in jedem Fall zuverlässig sein und zu 100 % funktionieren – alles andere wäre in Ernstsituationen fehl am Platz. Zuverlässige Partner sind daher auch für Feuerwehren essentiell. Zum Beispiel arbeitet Rosenbauer permanent an neuen Ideen und setzt auch auf ein gutes Netz an Servicestandorten, unter anderem in Viersen in Nordrhein-Westfalen. Dort befindet sich eine 1.500 m² große Werkstatt sowie ein Schulungsraum und Showroom.

Die Sache mit dem Feuerwehr-Nachwuchs gestaltet sich hingegen immer schwieriger, denn gerade junge Menschen scheuen heutzutage die Bindung an eine lebenslange Aufgabe wie die Feuerwehr. Stattdessen sind sie sprunghafter, leben einmal da, einmal dort und durchleben auch oft sehr konträre Lebensphasen. Die Feuerwehr passt immer weniger in ihr Lebenskonzept. Vor allem in ländlichen Gebieten, die mit Abwanderung zu kämpfen haben, fehlt der Feuerwehr-Nachwuchs. Und auch der demographische Wandel verstärkt die Situation. Mittlerweile suchen daher vor allem viele kleine Wehren händeringend nach Mitgliedern, investieren in Image-Filme oder werben Migranten als neue Zielgruppe an.

Dankbare Gesichter sind größte Belohnung

Nichtsdestotrotz gibt es nach wie vor noch richtige Feuerwehr-Familien, die die Begeisterung für den Dienst am nächsten der nächsten Generation gewissermaßen in die Wiege legen. Und: Naturkatastrophen wie in diesem Sommer zeigen auch auf, wie wichtig Feuerwehren sind. In einer Zeit, in der immer mehr Menschen nach sinnstiftenden Tätigkeiten suchen, kann die Feuerwehr durchaus wieder einen Aufschwung erleben. Schließlich sind dankbare Gesichter, wie jene der Bewohner des Westens, die schönste Belohnung für alle Mühen.