Gottschalk gibt das Würstchen
Der Moderator rang trotz der vielen Gäste mit seiner Form – aber das machte nichts
Nürnberg. Selten sah man einen so sorgfältig unglamourös inszenierten Auftritt. Carla Bruni hauchte bei der ZDF-Show "Wetten, dass?" relativ früh ihr Chanson "L’Amoureuse" - der Star des Abends wollte sie offenbar nicht sein. Die Frau des französischen Präsidenten war (im Gegensatz zur Fußballerfrau Sylvie van der Vaart) zurückhaltend in Nadelstreifenhose und Bluse gekleidet und hatte sich (ebenfalls im Gegensatz zu Sylvie van der Vaart) ganz dezent geschminkt.
Ein paar Minuten plauderte sie mit Thomas Gottschalk über ihr Leben im Elysée-Palast. Sie habe drei Dinge mitgebracht: "meine Gitarre, meine Bücher und mich selbst". Man lebe angenehm dort, sie dürfe nur nicht mehr so frech sein wie früher. Modeschöpfer Karl Lagerfeld äußerte sich nach ihrem Abgang entzückt: "Dieses Mädchen ist hübsch und intelligent. Das muss ein harter Schlag für viele Leute sein."
Möglicherweise war diese Charme-Offensive zu viel für Thomas Gottschalk. Jedenfalls vermochte er weder seinen Heimvorteil in Nürnberg noch die Prominenten-Parade auf der Wettcouch zu nutzen.
Der mexikanischen Schauspielerin Salma Hayek schrieb er eine Oscar-Nominierung für den falschen Film zu, stammelte sich bei Formel-1-Jungstar Sebastian Vettel, zwei Patres vom Zisterzienserkloster Heiligenkreuz, dem Komiker Atze Schröder sowie den Regisseuren Michael Bully Herbig und Franz Xaver Kroetz durch seine Moderations-Karten.
Auch bei den Wetten wirkte er häufig zerstreut. Doch ist das etwas Neues? I wo! Gottschalk war eigentlich immer so, sparte natürlich auch diesmal nicht am angestaubten Herrenwitz. Hat er sich von Kritik daran je beirren lassen? Mitnichten.
Schließlich moderiert er immer noch die erfolgreichste Show im deutschen Fernsehen. Und die funktioniert noch oft genug als Wundertüte: Da erkennt ein 27-jähriger angehender Geograf Autobahnen anhand von Mini-Filmausschnitten, ein Zwölfjähriger stapelt mit verbundenen Augen 24 leere Bierkästen übereinander, und ein kecker Terrier-Mischling dröselt in Windeseile Doppelknoten auf.
In einer Sendung treten sowohl die Söhne Mannheims mit ihrem "Das hat die Welt noch nicht gesehen" und die Altrocker von Foreigner mit einem Medley auf. Mehr bunten Plauderstoff kann man zuhause auf dem Sofa kaum verlangen.
Am Ende brachte der Moderator das Fass endgültig zum Überlaufen. Weil er die Stadtwette verloren hatte, ließ sich Gottschalk ("Ich komme mir vor wie ein Würstchen") in einen riesigen Topf mit 800 Litern Senf versenken. Ziemlich unappetitlich, aber echt scharf.