Im Mordfall Kardelen wichtigste Zeugen vernommen
Söke/Istanbul. Prozess um Mord an Kardelen fortgesetzt: Der Schwiegervater des mutmaßlichen Mörders der achtjährigen Kardelen aus Paderborn ist am Donnerstag zur Zeugenaussage in die Türkei gekommen.
Der in Deutschland lebende Kadir Ayaz, der Ali Kur (30) nach seiner Flucht in der Türkei ausfindig gemacht hatte, habe seine Aussage bereits zu Protokoll gegeben, sagte eine Justizsprecherin im westtürkischen Söke. Kur saß dort am Nachmittag erneut auf der Anklagebank. Auch Kurs Ehefrau Zehra habe ihre Aussagen schon vor der Fortsetzung der Verhandlung gemacht. Sie erschien am Donnerstag allerdings nicht zum Prozess.
Laut Anklage soll Kur das türkischstämmige Nachbarkind Kardelen am 12. Januar in seiner Paderborner Wohnung missbraucht und erstickt haben. Anschließend flüchtete er mit seiner Frau in die Türkei. Die Leiche der Achtjährigen wurde drei Tage später im Möhnesee im Sauerland entdeckt.
Bei einer Verurteilung droht Kur eine lebenslange Haftstrafe. Er bestreitet die Tat. Zum Auftakt des Prozesses im November hatte der Angeklagte seinen Schwiegervater beschuldigt. Die Anklage gegen Kur stützt sich aber unter anderem auf DNA-Spuren, die deutsche Ermittler an der Leiche des Mädchens fanden. Der Richter sprach damals von einem "starken Tatverdacht" gegen Kur und vertagte den Prozess. In einer Vernehmung hatte zuvor auch Kurs Ehefrau ihren Mann belastet.
Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Paderborn ist noch kein Ersuchen auf Rechtshilfe aus der Türkei eingegangen. "Wir erwägen nach der Aussage von Ali K. auch keine Ermittlungen gegen den Schwiegervater Kadir A.", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Rürup. "Wir haben sichere Ermittlungsergebnisse und die sehen nur Ali K. als Täter." Es gebe mehrere DNA-Spuren, die auf Kur hinweisen. Details wollte Rürup nicht nennen.