Innenstädte: „Heizpilze sind Gift fürs Klima“
In Berlin werden Heizstrahler verboten – doch in NRW bleiben sie erlaubt. Umweltschützer sprechen von „Killerpilzen“.
Düsseldorf/Berlin. Wenn es kalt wird, sprießen sie in den Fußgängerzonen und auf Gehwegen: die sogenannten Heizpilze, unter denen man auch noch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt draußen sitzen kann. Kaum eine Kneipe, kaum ein Straßencafé, das auf die hohen Propangas-Heizstrahler verzichtet.
Doch was Freiluft-Kaffeetrinker oder -Raucher freut, ärgert Umweltschützer. Von "Killerpilzen" ist die Rede. "Es ist völlig ineffizient, draußen zu heizen", sagt Dirk Jansen vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in NRW. "Allen ist klar, dass die Heizpilze Gift fürs Klima sind", sagt er.
Ein Heizstrahler stößt nach Angaben der Umweltschützer pro Stunde bis zu 3,5 Kilo Kohlendioxid (CO2) aus. In einem Jahr kommen so bis zu 2000 Kilo zusammen. "Das entspricht den Emissionen eines kleinen Autos", sagt Jansen. Wünschenswert sei daher ein generelles Verbot der Strahler, ähnlich wie es die EU-Kommission für konventionelle Glühlampen durchgesetzt hat. "Das kann allerdings dauern."
Wirkungsvoller seien Regelungen auf kommunaler Ebene, mit denen man das Aufstellen der Strahler auf öffentlichen Gehwegen verbieten könnte. Nur auf Privatgrundstücken wären sie dann weiter erlaubt. In Berlin soll ein solches Heizpilz-Verbot zum 1.Januar 2009 in einigen Innenstadtbezirken in Kraft treten.
In Nordrhein-Westfalen gibt es dagegen keine entsprechenden Pläne, wie Umwelt- und Verkehrsministerium auf Nachfrage mitteilen. Es sei Sache der Kommunen, die die Sondernutzungsgenehmigungen für die Heizpilze entziehen könnten.
Das tun allerdings die wenigsten: In Düsseldorf, Wuppertal und Krefeld gibt es keine konkreten Pläne, die umstrittenen Klimakiller aus den Innenstädten zu verbannen.
"Heizpilze sind sicher keine gute Lösung", sagt Werner Görtz, Leiter des Düsseldorfer Umweltamts, "aber wenn eine einzelne Stadt das verbietet, bringt das nur wenig. Wenn, dann müsste man das Ganze großflächiger angehen."
Sein Krefelder Kollege Helmut Döpcke sagt, dass ein Verbot über die Straßensatzung auch nicht das richtige Mittel wäre: "Da geht es um Fragen der Verkehrssicherheit und nicht um Klimaschutz." Außerdem seien die meisten Heizpilze ohnehin nicht auf Bürgersteigen oder in Fußgängerzonen, sondern auf Privatflächen zu finden. Ein Verbot würde sich deshalb gar nicht lohnen, sagt Döpcke.
Es sieht also danach aus, dass die klimaschädlichen Geräte vorerst nicht verbannt werden. Der BUND will sich aber weiter für ein Verbot stark machen. "Es gibt in Deutschland sicher hunderttausende dieser Geräte", sagt Sprecher Rüdiger Rosenthal, "da wird unnötig Energie verbrannt." Dabei gebe es viele umweltfreundliche Alternativen, um sich im Winter zu wärmen: "Zum Beispiel die gute alte Wolldecke."