Jan Ullrich: Der G2-Planer
Jan Ullrich gehört zu den gelüsteten Gipfelkletterern. Und obwohl er erst im Februar in einem ermüdenden Monolog seinem geliebten Radsport adieu gesagt hatte, drängte es ihn nun wieder zu Höherem - ohne Epo.
Am flachen Bodensee, so die Idee, wolle er die ebenfalls erprobte Gipfelstürmerin Angela Merkel treffen. Statt G8 in Heiligendamm nun G2 am See - nur Jan und Angela. Der Noch-Tour-de-France-Sieger von 1997 wollte aber nicht etwa sein einziges moralisches Bekenntnis, niemanden betrogen zu haben, auch einmal der Kanzlerin persönlich anvertrauen. Nein. Ziel des Gesprächs sollte die "Rehabilitierung seiner Reputation durch eine angemessene Würdigung seiner Verdienste und Leistungen" sein, wie es Ullrichs Freund und Geschäftspartner Michael Stehle per E-Mail dem Kanzleramt vorschlug.
Man mag es kaum glauben - ein gefallener Radstar versucht sich mit Hilfe der Kanzlerin vom Verdacht des Dopings reinzuwaschen. Mit dem Vorstoß ins Kanzleramt hat Ullrich den Gipfel der bisherigen Beratungs-Pannen erklommen und den Druck auf sich weiter erhöht. Irgendwann wird er reden müssen.