José Manuel Barroso: Der Wendige
José Manuel Barroso muss wohl keine schlaflosen Nächte mehr haben. Alles deutet darauf hin, dass der 53-jährige Präsident der EU-Kommission am Mittwoch vom Europaparlament in Straßburg für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt wird.
Dabei zweifeln selbst Barrosos Unterstützer seine Fähigkeiten an.
Die Schwäche des Portugiesen gilt als seine größte Stärke: Die europäischen Staats- und Regierungschefs, die Barroso im Juni für die Zeit bis 2014 nominierten, sehen die Machtfülle des Kommissionschefs mit Misstrauen. Die mächtige EU-Behörde verhängt Millionenstrafen gegen Konzernriesen wie Microsoft und kann, wie im Fall der Karstadt-Mutter Arcandor, das Aus einer Traditionsfirma besiegeln.
Barrosos Anpassungsfähigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch seine Biographie. Heute Mitglied der liberal-konservativen Partido Social Democrata (PSD) Portugals, engagierte sich Barroso in seiner Jugend bei der marxistisch-leninistischen Studentenvereinigung. Auf leidenschaftliche Unterstützung darf der Portugiese nicht hoffen. "Niemand mag ihn wirklich", sagt ein Diplomat. "Aber er ist unvermeidlich."