Neue Ermittlungen zu Amoklauf von Winnenden: Vater war bei Munitionskauf dabei
Winnenden. Ein halbes Jahr nach dem Amoklauf von Winnendengibt es neue Vorwürfe gegen den Vater des Täters: Er soll dieMunition für die Tat sieben Wochen vor dem Amoklauf gemeinsam mitseinem Sohn gekauft haben.
Das haben Medien am Wochenende unterBerufung auf polizeiliche Ermittlungsakten berichtet.
Demnach hatte der 17-jährige Tim K. zunächst versucht, allein 9- Millimeter-Patronen zu erwerben und ist in dem Geschäft abgewiesen worden. Daraufhin hätten Vater und Sohn gemeinsam 1000 Schuss erstanden. Tim K. habe gezahlt und erklärt, die Munition sei ein Geschenk für seinen Vater, einen Sportschützen, nachträglich zum 50. Geburtstag.
Gegen den Vater wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, weil der 17-Jährige dessen Waffe und Munition benutzt hatte. Tim K. hatte am 11. März an seiner ehemaligen Schule im baden-württembergischen Winnenden und auf seiner anschließenden Flucht nachWendlingen 15 Menschen und sich selbst erschossen.
Im September oderOktober soll entschieden werden, ob gegen den Vater des AmokläufersAnklage erhoben oder ein Strafbefehl erlassen wird. Die Waffe desVaters war nicht sicher eingeschlossen. Sie hatte im Schlafzimmer derEltern gelegen.
Nach einem Bericht des „Focus“ ist es bei der Fahndung nach demAmokläufer zu einer weiteren Polizei-Panne gekommen. Ein mit einerMaschinenpistole bewaffneter Beamter habe nicht eingreifen können,als der Todesschütze in Wendlingen auf zwei seiner Kollegen schossund diese schwer verletzte.Der Grund dafür war dem Bericht zufolge,dass die hinteren Türen des Zivilfahrzeugs der Polizei mit einerKindersicherung verriegelt waren. Im Normalfall verhindert dieSicherung eine Flucht von festgesetzten Tätern aus dem Polizeiauto.
Laut „Spiegel“ hat sich der Vater sehr über die 1000 Schussgefreut, da Tim K. schon seit Jahren niemandem mehr in der Familieein Geschenk gemacht hatte. Dies habe seine Mutter ausgesagt. Aus denAkten gehe auch hervor, dass sich der 17-Jährige in den Tagen vor demAmoklauf intensiv mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001auseinandergesetzt hat. So habe er Fotos der Anschläge gesammelt undBiografien der Attentäter studiert.
Der spätere Todesschütze habe imInternet zudem über Amokläufer wie Ernst August Wagner recherchiert,der 1913 in Württemberg ein Blutbad anrichtete.Der psychiatrische Gutachter Reinmar du Bois geht dem „Spiegel“und der „Bild am Sonntag“ zufolge davon aus, dass „Ego Shooter“-Computerspiele Einfluss auf das spätere Tatgeschehen hatten.
Du Boisteilt den Amoklauf in zwei Phasen ein. In einer ersten Phase habe TimK. seine Erfahrungen in dem Ballerspiel „Counter Strike“ in dieRealität umgesetzt. Seine spätere Flucht vor der Polizei und dieGeiselnahme mit vorgehaltener Pistole gleicht dem Gutachter zufolgedem Handlungsschema aus dem Spiel „Far Cry 2“. Dieses Computerspielhatte Tim K. Weihnachten 2008 von seiner Mutter geschenkt bekommen.Laut „Bild am Sonntag“ hatte Tim K. unmittelbar vor dem Amoklauf zu Hause vor seinem Computer gesessen, und spezielle Pornos angeschaut.
Aus den Ermittlungsakten gehe hervor, dass er solche Szenen bevorzugte, in denen Mädchen Männer quälen und demütigen.Unterdessen gab die Nachhilfelehrerin des Todesschützen denLehrern und Mitschülern der Albertville-Realschule eine Mitschuld andem Amoklauf. Wie „Focus“ berichtet, habe die Frau in einemKondolenzschreiben an die Eltern von Tim K. massive Mobbing-Attackengegen den Jungen beschrieben. Schon auf dem Schulweg hätten ihnMädchen gehänselt.
Durch viele Verletzungen habe Tim den Glauben ansich selbst und die Menschen verloren. In seiner ehemaligen Schulehabe Tim K. unter massiven Versagensängsten gelitten.