JVA-Wärter nahm Geld - Keine Verbindung zum Ausbruch
Aachen (dpa). Aus dem Aachener Gefängnis kommen erneut Missstände ans Licht. Zehn Tage vor dem Ausbruch zweier Schwerverbrecher worden gegen einen Wärter Ermittlungen wegen Bestechlichkeit eingeleitet.
Das sagte am Dienstag Oberstaatsanwalt Robert Deller und bestätigte damit einen Bericht der „Aachener Nachrichten“.
Der Bedienstete soll Geld von der Ehefrau eines Häftlings erhalten haben. Gleichzeitig betonte Deller aber, der Fall habe mit dem Ausbruch von Michael Heckhoff (50) und Peter Paul Michalski (46) nichts zu tun. Der Oberstaatsanwalt schwieg zu der Frage, ob dies der gleiche Wärter war, der festgenommen wurde, weil er den beiden Ausbrechern zur Flucht verholfen haben soll. Dieser Bedienstete verweigert nach wie vor die Aussage.
Die Staatsanwaltschaft will in absehbarer Zeit eine Entscheidung treffen, ob gegen ihn Anklage erhoben wird. Die nordrhein-westfälische Justizministerin Roswitha Müller- Piepenkötter (CDU) reagierte empört auf das Durchsickern der Ermittlungen. „Ich bin entsetzt darüber, dass Informationen, die ich am vergangenen Freitag dem Rechtsausschuss des Landtags in vertraulicher Sitzung übermittelt habe, offenbar an Medien weitergegeben worden sind“, teilte sie am Dienstag mit. „Wer dies getan hat, handelt völlig verantwortungslos.“ Dies könne die Ermittlungen stören.
Seit dem 1. März 2003 seien in Nordrhein-Westfalen 15 von insgesamt 8100 Gefängnis-Bediensteten aus dem Dienst entfernt worden. „Davon betreffen zwei Fälle - beide aus dem laufenden Jahr - die JVA Aachen“, teilte Müller-Piepenkötter weiter mit.
Der Geiselgangster Heckhoff und der Mörder Michalski waren am 26. November aus der Justizvollzugsanstalt Aachen ausgebrochen. Auf ihrer Flucht quer durch Nordrhein-Westfalen hatten sie nacheinander mehrere Menschen in ihre Gewalt gebracht. Heckhoff konnte schließlich in Mülheim festgenommen werden, Michalski in Schermbeck am Niederrhein.