Kampf gegen Stoppeln: Seit 80 Jahren elektrisch

Erfunden wurde der schnelle Weg zu glatter Haut in den USA. Jeder zweite deutsche Mann benutzt morgens Strom statt Schaum.

Düsseldorf. Der Konflikt innerhalb der Männerwelt ist ziemlich genau 80 Jahre alt. Am 18. März 1931 kam der erste Elektrorasierer auf den Markt und seitdem wird auf der ganzen Welt leidenschaftlich um den wahren Weg gerungen.

Die Orthodoxen beharren auf der ursprünglichen Lehre, die Reformierten betonen, ihre Praxis sei zeitgemäßer: trockene oder Nassrasur?

Etwa zur Zeit des US-Präsidenten Abraham Lincolns (1809-1865) meldete der Einwanderer Johann Bruecker einen Rasierer zum Patent an. Mit Mechanik wollte er den pro Gesicht rund 15 000 Haaren beikommen.

Die Stoppeln sind hart wie Kupferdraht und wachsen pro Tag einen halben Millimeter. Doch Brueckners ratterndes Ding mit Aufziehmotor wurde zum Glück nie marktreif. Erst der Elektromotor sorgte dafür, dass sich Männer von 1931 an nicht mehr eine Stahlklinge an den Hals setzen müssen.

„Man sollte nicht vergessen, dass die Menschen damals noch zum Barbier mussten, wenn sie eine ordentliche Rasur wollten“, sagt Jürgen Höser, Entwickler bei Braun. Nach dem Krieg schnellte der Anteil der sich elektrisch rasierenden Männer in zehn Jahren von 1,5 auf 40 Prozent hoch.

Viel mehr sind es nicht geworden. Nur die Hälfte der deutschen Männer benutzt Strom statt Schaum. In den USA, dem Heimatland des E-Rasierers, sind es gute 70 Prozent. „Die Nassrasur ist einfach gründlicher“, sagt Robin Vauth, Chef des Klingenherstellers Wilkinson. „Für viele ist der anschließende Klatsch Wasser ins Gesicht einfach der Start in den Tag.“

Längst gibt es Elektrorasierer, die auch mit Schaum funktionieren. Oder Nassrasierer mit Batterie, die per Vibration die Haare aufstellen sollen. An Laserrasierern tüfteln die Ingenieure noch. Und so kann der Glaubenskrieg weitergehen. „Rasieren ist etwas Hochemotionales“, findet Kristina Vanoosthuyze, Chefentwicklerin bei Gillette und eine der wenigen Frauen in der Männerdomäne. „Immer wieder sagen mir Männer: Eine schlechte Rasur versaut mir den ganzen Tag.“