Beim Kinderarzt gibt es „Theater auf Rezept“

Das 2009 in Düsseldorf gestartete Projekt soll bundesweit ausgedehnt werden.

Düsseldorf. Computer, Fernseher und Spielekonsolen stehen beim Nachwuchs hoch im Kurs — das Theater eher weniger. Stefan Fischer-Fels, Leiter des Düsseldorfer Jungen Schauspielhauses, hatte deshalb vor zwei Jahren eine Idee, die jetzt auch bundesweit umgesetzt wird: „Theater auf Rezept“.

Seit 2009 stellen Düsseldorfer Kinderärzte bei Vorsorgeuntersuchungen (U10, U11, J1) Gutscheine für Aufführungen aus. „Allein 1500 Gutscheine wurden im ersten Jahr an Kinder und eine Begleitperson verteilt, über 500 bei uns eingelöst“, sagt Fischer-Fels.

Das Projekt, für das der Musiker Peter Maffay die Schirmherrherrschaft übernahm, ist ein Erfolg — und fand jenseits der Landesgrenzen rasch Beachtung.

„Es gibt bereits zehn Anfragen von Theatern und Ärzten aus ganz Deutschland“, sagt Hermann-Josef Kahl, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein, der die Kulturspritze über die „Stiftung Kind und Jugend“ in der Landeshauptstadt mitfinanziert.

„Immer mehr Kinder rutschen auf die bildungsferne Schiene. Dabei ist Bildung eine wesentliche Voraussetzung für ein stabiles emotionales, gesundes und beruflich zufriedenes Leben.“

Ob in Berlin, Hamburg, München, oder Frankfurt — von der „hochkomplexen Medizin“, wie Fischer-Fels das Theater definiert, sollen besonders benachteiligte Kinder profitieren, deren Eltern kaum Zugang zu kulturellen Ereignissen haben.

„Das Gehirn wird im Theater in hohe Aktivität versetzt, weil die Geschichte entschlüsselt und verstanden werden will“, sagt Fischer-Fels, der im Sommer an das Berliner Grips-Theater wechselt. „Dort werden wir mit Theater auf Rezept sofort beginnen.“ Finanziell gefördert wird die bundesweite Version von der Siemens-Betriebskrankenkasse.