Olli Dittrichs Autobiografie: Neues aus der Grillstation

Olli Dittrich lässt als „Dittsche“ wieder die Woche Revue passieren — und gibt Einblicke in düstere Kapitel seines Lebens.

Hamburg. Olli Dittrich braucht nicht lange, um sich in seine berühmteste Figur zu verwandeln: „Ich ziehe den Bademantel an. Dann ist er da“, sagt der Komiker, dessen arbeitsloser Imbissbudenbesucher „Dittsche“ längst Kultstatus erreicht hat. „Eigentlich ist der Bademantel in meinem Alltag sowieso immer dabei.“

Eine neue Staffel seines Comedy-Wochenrückblicks aus der „Eppendorfer Grillstation“ in Hamburg soll — nach einer Verschiebung wegen der Katastrophen in Japan — nun am Sonntag um 23.15 Uhr im WDR starten.

Außerdem ist gerade seine Autobiografie erschienen, die denselben Titel wie die „Dittsche“-Sendung trägt: „Das wirklich wahre Leben“. Damit geht der 54-Jährige auf eine kurze Lesereise. Am 7. April macht er Station in Düsseldorf. Das Werk stellte er gestern bei der Leipziger Buchmesse vor.

Dabei ist Dittrich eigentlich ganz schön schüchtern, wie er sagt: „An Mut zur eigenen Courage mangelt es mir durchaus gelegentlich.“ Manchmal sei ihm das Repräsentieren der eigenen Person in der Öffentlichkeit regelrecht ein Gräuel. Seine Schüchternheit ist ein zentrales Thema in seinem Buch.

Privates hält der Vater eines Sohnes, dem das Buch gewidmet ist, ohnehin gern aus den Medien heraus. „Es ist immer ganz gut, den Ball flach zu halten und Vorsicht walten zu lassen“, sagt der Hamburger. „Applaus ist trügerisch und Erfolg, vor allem im Unterhaltungsgeschäft, nun wirklich keine stete Sache.“

Dass Oliver Dittrich vor dem Erfolg im Scheinwerferlicht ganz dunkle Zeiten durchmachte, hat er bereits erzählt. Wie finster und schwer dieser Abschnitt für ihn wirklich war, darüber spricht er in seinem Buch ganz offen. „Für mich war Angst in fast jeder Form das große Thema.“ Erst war es die Furcht vor Krankheiten, später vor banalen Dingen — die Angst wuchs zu einem lähmenden Dauerzustand.

„Mein Essverhalten zum Beispiel folgte fast schon mathematischen Prinzipien: Was ich esse — und wann. Er kontrollierte ständig Puls und Körpertemperatur und vollführte Tag für Tag im Kopf absurde Zahlenspiele, die ihm Hinweise auf sein Schicksal geben sollten.

„Das Datum auf einer Zeitung oder Zahlenangaben in einer Illustrierten, alles, was in mein Blickfeld rutschte, war dort für mich absichtlich hinterlegt.“ Immer wieder habe er so die Zeit ermittelt, die ihm noch blieb. Angstzuständen und Zwängen, entkam er erst durch eine Therapie.

Mitte der 90er Jahre dann sein großer Durchbruch als Komiker in der „RTL Samstag Nacht Show“. Mit Wigald Boning gründete er später die Kultband „Die Doofen“. Beim Eurovision Song Contest vertrat er 2006 Deutschland mit der Countryband „Texas Lightning“.

Dittrich heimste seither eine Auszeichnung nach der anderen ein, unter anderem für „Dittsche“ und „Blind Date“ mit Anke Engelke. Längst zählt er zu den bekanntesten Komikern und größten Verwandlungskünstlern.

Vor allem die Rolle des Franz Beckenbauer behagt ihm. „Hast Du erst mal seine leicht flirrende Art zu fassen bekommen, oft bedeutungsvoll zu antworten, ohne eine wirklich griffige oder inhaltsvolle Aussage zu treffen, scheint in Dir automatisch die Sonne. Ein wundersamer Prozess“, sagt Dittrich.

„Du bemerkst, dass Du einerseits Unerreichbarkeit ausstrahlst und andererseits Sicherheit verbreitest. Das ist ein besonderer Lifestyle im Geiste, der Kaiser-Code sozusagen.“