Karriere: Morgens Schule, abends Politik
Felix Düßdorf ist 18 Jahre alt und der jüngste SPD-Ortsvereinsvorsitzende in NRW. In Bonn-Beuel kämpft er für seine sozialpolitischen Grundsätze.
Bonn. Felix Düßdorf ist erst 18 Jahre alt, doch er beherrscht bereits das Politikerjargon. Sätze wie "Wir setzen uns aktiv für die Bürger vor Ort ein" und "Junge Menschen müssen an die Politik herangeführt werden" kommen ihm wie selbstverständlich über die Lippen.
Der Schüler ist der Vorsitzende des Ortsvereins "Küdinghoven-Ramersdorf-Oberkassel" in Bonn und der jüngste SPDler in dieser Funktion in Nordrhein-Westfalen. Ein Foto in seinem Zimmer zeigt ihn mit seinem Ortsverein, umkränzt von graumelierten Herrschaften. Es wirkt wie ein Drei-Generationen-Familienausflug - mit Felix als Benjamin.
"Ich drücke das Durchschnittsalter ganz schön", sagt er. Die Jüngsten nach ihm sind 35 Jahre alt, aber das macht Felix nichts aus. Erst hatte er befürchtet, dass die Erwachsenen ihn nicht ernst nehmen. "Die denken bestimmt: ’Der ist viel zu jung, um Verantwortung zu übernehmen.’" Doch er setzt nach: "Aber Kompetenz überzeugt eben."
Selbstbewusst ist er. In seinem Zimmer hat er ein Bild von einem Treffen mit Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) aufgestellt. Worüber haben die Genossen geredet? "Über die Finanzpolitik Deutschlands". Von Fachmann zu Fachmann. "Das finde ich gut an der SPD: Man spricht sich mit Du an, so ist man gleich auf einer Ebene", sagt Felix. Er hat kein persönliches Idol, aber Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) schätzt er, denn "er ist sehr kompetent". Das sagt er so wie ein alter Politik-Hase, der über einen Weggefährten spricht.
"Ich habe mich schon immer für die Politik interessiert", sagt Felix. Er hat Zeitungen gelesen und das kommunalpolitische Geschehen in Bonn verfolgt. Der Sprung in die aktive Politik kam, als er sich über die schwarz-gelbe Landesregierung ärgerte. "Die haben Aussagen gemacht, die einfach nicht stimmen." Gerade die schlechten Umfragewerte für die SPD motivierten Felix. "Ich dachte: Die haben was Besseres verdient, denen muss ich helfen."
Die SPD ist für ihn "die einzige Partei, die sich für die Sozialschwächeren in Deutschland einsetzt". Felix spricht von der Arbeiterbewegung, der Geschichte der SPD. Als er erzählt, dass die Partei im Kaiserreich verboten war, blitzt jugendliches Draufgängertum auf inmitten seines professionellen Auftretens. Die Jusos (Jugendorganisation der SPD) sind ihm jedoch "zu unrealistisch", zu fern vom politischen Tagesgeschehen.
Felix spricht von seinen "tiefen, sozialpolitischen Grundsätzen". Die hat er nicht von seinen Eltern, die eher unpolitisch sind, sondern aus Gesprächen. Wenn er am Infostand steht und mit einem Arbeitslosen redet, dann "spielen da Emotionen mit, die mich ansprechen".
Deshalb ärgert er sich manchmal über das Unverständnis seiner Mitschüler. Deren häufigste Frage ist: "Kriegst du Geld dafür?" Es gibt zwei Gruppen: "Einige können das nicht einordnen, sie sind nicht informiert." Die sagen ihm dann, dass die SPD eine schlechte Partei ist. Sein Mund ist ein bisschen verkniffen, als er das sagt. "Die meisten schätzen aber das Engagement."
Nach dem Abitur will Felix Zivildienstleisten und endlich bei seinen Eltern ausziehen - weg aus dem Zimmer mit den japanischen Comicfiguren, die ihm seine Mutter und Schwester zum 15. Geburtstag an die Wand gemalt haben. Die sind ihm etwas zu kindlich. Felix möchte Volkswirtschaft oder Politologie studieren. Will er die Politik zum Beruf machen? "Man sollte seine Zukunft nicht so weit voraus planen. Niemand weiß von Anfang an, dass er mal Bundestagsabgeordneter werden will."
Wenn Felix seine Hobbys aufzählt (Joggen, die Kampfsportart Aikido) kommt er gleich wieder auf die SPD zu sprechen. "Das ist für mich keine Arbeitszeit, sondern das macht mir Freude." Wie viele Stunden pro Woche er für seine Partei opfert, kann er nicht schätzen, aber es gibt schon anstrengende Zeiten: "Manchmal fühlt man sich wie im Call-Center."