Zwei Tote bei Unwetter
Ein Mann (61) ertrinkt, ein anderer (81) erleidet im überfluteten Keller einen Herzinfarkt.
Düsseldorf. Bei heftigen Unwettern in NRW sind in der Nacht zu gestern zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Regenmassen unterspülten Gleise und überfluteten Straßen, Keller und Campingplätze, zahlreiche Tiere verendeten. Im sauerländischen Arnsberg ertrank ein 61-Jähriger, als er in seinem Keller von einströmendem Wasser überrascht wurde. In Mönchengladbach erlitt ein 81-Jähriger, der sich um den Wassereinbruch in seinem Keller kümmern wollte, einen tödlichen Herzinfarkt.
Hart traf es vor allem das Sauerland und Ostwestfalen. Die Feuerwehr rückte in der Nacht zu Freitag zu tausenden Einsätzen aus. Blitze setzten Dachstühle in Brand, mehrere Campingplätze wurden überflutet und mussten geräumt werden. Chaotische Zustände schuf der Regen auch in Delbrück im Kreis Paderborn. Die Innenstadt war überflutet, Keller und Geschäftsräume liefen voll Wasser. Einige Bauernhöfe der Umgebung waren auch gestern noch von der Außenwelt abgeschnitten.
Der starke Regen hielt in Mönchengladbach die Helfer in Atem. Die Feuerwehr spricht von insgesamt 100 Einsätzen. Hunderte Anwohner der Niers hatten Glück: Nach bangen Stunden gab es Entwarnung: Der Pegelstand des Flusses ging zurück, die 300 Haushalte mussten nicht evakuiert werden. In Willich verendeten 40 Schafe im Morast einer überfluteten Wiese.
Fast 35 Liter Niederschlag pro Quadratmeter kamen über Solingen unwetterartig aus den Himmelsschleusen. Die Itter trat im Stadtteil Ohligs über die Ufer, verwandelte die Umgebung des Schlosses Caspersbroich in eine Teichlandschaft, Keller und Wohnungen liefen voll. Rund 24 Stunden waren Feuerwehr und Technisches Hilfswerk mit Pumpen im Einsatz. Überflutet wurde auch der Wipperkotten, der letzte mit Wasserkraft betriebe Schleifkotten an der Wupper. Das Räderwerk des historischen Gebäudes steht unter Wasser und droht Schaden zu nehmen, da das Holz im Wasser verquillt.
In Wuppertal wurde ein Fußgängertunnel im Stadtteil Ronsdorf überflutet, außerdem standen einige Keller unter Wasser. Die Feuerwehr meldete 30 Einsätze. In Arnsberg wurden mehrere Autos fortgespült. Vier Menschen mussten ihr Haus verlassen, weil Einsturzgefahr bestand. In der Nähe des Ortes rutschte ein Hang auf die A 46, die stundenlang gesperrt werden musste.
Schifffahrt Nach den starken Regenfällen in der Schweiz und in Süddeutschland war gestern auf dem Rhein südlich des rheinland-pfälzischen Germersheim die Schifffahrt teilweise lahmgelegt. Allerdings entspannte sich in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz die Lage in den Hochwassergebieten entlang des Flusses. Voraussichtlich heute wird der Rhein nördlich von Baden- Baden für die Schifffahrt wieder freigegeben.
Hochwasserwelle Die Experten gingen gestern davon aus, dass das Hochwasser am Rhein bei Köln in der Nacht zu Montag mit deutlich unter sieben Metern seinen Höchststand erreichen wird. Es könne aber schon Entwarnung gegeben werden, größere Überflutungen seien ausgeschlossen, teilte die Kölner Hochwasserschutzzentrale mit. Der Normalstand des Rheins liegt in Köln bei 3,48 Metern. Für die 190 Kilometer von Mainz nach Köln benötigt die Welle etwa 24 Stunden
Schweiz In der Schweiz hatten Überschwemmungen und Erdrutsche in vielen Landesteilen Chaos verursacht. Gestern begannen die Menschen mit den Aufräumarbeiten, die Bahn gab die meisten blockierten Strecken wieder frei. Einige Regionen des Kantons Jura waren allerdings auch gestern noch ohne Strom. Versicherungen rechneten mit Schäden in dreistelliger Millionenhöhe.