Klau-Skandal am Flughafen
Kriminalität: Bei den Ausreisekontrollen sollen Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma zugegriffen haben.
Düsseldorf. Für jeden Fluggast ist es eine nicht abwendbare Prozedur. Nach dem Check-In am Schalter geht es zum Flugsteig. Bevor man Richtung Flieger darf, muss man sich allerdings erst einer intensiven Sicherheitskontrolle unterziehen.
Genau dort, zwischen Handsonde und Durchleuchter, zwischen Abtasten und Metalldetektor soll es in den vergangenen Jahren am Düsseldorfer Flughafen immer wieder zu Diebstählen von Mitarbeitern der für die Kontrollen zuständigen privaten Sicherheitsfirmen gekommen sein. Insgesamt 39 Fälle sind alleine seit 2006 bei der Polizei aktenkundig geworden, vier davon in diesem Jahr.
Erst am vergangenen Wochenende wurde ein 32-jähriger Mitarbeiter der dort tätigen Essener Firma unter Diebstahlverdacht verhaftet. Eine Kollegin will beobachtet haben, wie der Mann Bargeld aus zu kontrollierenden Kleidungs- und Gepäckstücken an sich genommen haben soll.
Bei einer Leibesvisitation durch Beamte der Bundespolizei fand man bei dem Mann 1900 Euro Bargeld und diverse Bankkarten. Er schweigt zu den Vorwürfen. Die Sicherheitsfirma leitete arbeitsrechtliche Schritte ein, am Flughafen hat der Mann Hausverbot.
Nach Informationen unserer Zeitung hat es wegen dieses Falls gestern Morgen bei der Bundespolizei am Flughafen eine Dienstbesprechung gegeben. Ab sofort soll in jedem Fall, in dem sich ein Fluggast über einen Diebstahl beschwert, sofort die Kontrolle unterbrochen und der Vorfall vor Ort geklärt werden. Damit könnte auch das sogenannte Dunkelfeld aufgehellt werden: Viele Bestohlene bemerken erst im Flugzeug oder am Urlaubsort den Verlust ihrer Wertsachen.
Den Ort des Diebstahls dann noch klar auszumachen, ist unmöglich. "Wir wissen deshalb nicht, wie viele dieser angezeigten 39 Fälle wirklich im Sicherheitsbereich passiert sind", sagt Jörg Bittner von der Bundespolizei. Täglich passieren rund 48.000 Fluggäste die Sicherheitskontrollen.
Glücklich ist man bei der Bundespolizei dennoch nicht. "Jeder Diebstahl, gerade im Sicherheitsbereich, ausgerechnet unter den Augen von Polizisten, ist einer zuviel", gibt Bittner zu. Die Überwachung aller 600 Kontrolleure ist aber schwierig. Die Firma betreibt eine Art Aufsicht, die Bundespolizei auch. Jeden Diebstahl ausschließen kann man so nicht.
Das verärgert nicht nur die Bundespolizei, sondern auch den Flughafen. Offiziell hält man sich mit Kritik zwar zurück, hinter vorgehaltener Hand wird der Unmut klar geäußert. Der Imageschaden bleibe am Flughafen hängen, fürchtet man in der Chefetage des Airports.
Möglicherweise sind die Diebstähle auch ein strukturelles Problem. Die Sicherheitsmitarbeiter verdienen 10,95 Euro die Stunde. Qualifiziertes Personal zu finden ist schwierig, die Fluktuation in dem durchaus anstrengenden Job mit Schichtdienst ist sehr hoch. Bei den Prüfungen zum Luftsicherheitsassistenten fallen oft 80 Prozent der Bewerber durch.
Kritik gibt es aber auch am Umgang der Bundespolizei mit dem Thema. Ein Leser unserer Zeitung (Name d. Red. bekannt) berichtet, vor vier Jahren um 500Euro bestohlen worden zu sein. "Die Bundespolizei wollte nicht mal meine Adresse aufnehmen." Einem anderen Leser wurde der Rucksack abgenommen und in einem separaten Raum durchsucht - von einer Mitarbeiterin der Sicherheitsfirma ohne Gegenwart des Besitzers oder eines Polizisten. Diese Vorwürfe sollen jetzt untersucht werden.