Maradona: Die Rückkehr des heiligen Diego

Maradona wird Trainer der argentinischen Fußball-Elf. Als Spieler war er genial, danach stand er oft für Skandale.

Buenos Aires. Diego Armando Maradona ist wieder einmal auferstanden. Mehrfach war der frühere Fußballstar schon dem Tode nahe, immer wieder wurde er nach Skandalen abgeschrieben. Nun soll der 48-Jährige die argentinische Nationalmannschaft als Trainer zur WM 2010 nach Südafrika führen.

Exzesse begleiteten den Fußballstar, der in seiner Heimat wie ein Heiliger, fast wie ein Gott verehrt - spätestens seit der WM 1986, dem Tor mit der "Hand Gottes" im Viertelfinale gegen England und dem späteren Finaltriumph Argentiniens. In Rosario haben sie sogar die Iglesia Maradoniana (Kirche des Maradona) gegründet.

Dabei zeichnete sich das Leben des Fußballstars eigentlich nie durch Askese aus. Als Spieler agierte er oft genial, abseits des Platzes fiel er früh durch exzentrisches Benehmen auf. Mit der Zeit nach seiner aktiven Laufbahn ist der Umjubelte gar nicht mehr klar gekommen.

Immer wieder Drogenprobleme, Frauengeschichten, Eskapaden im Suff. 128 Kilo verteilte er auf 164 Zentimeter; wenn er sprach, verstand man ihn kaum. Nachts bekam er manchmal zehn Sekunden lang keine Luft. Am Ende stand der Herzinfarkt.

Im April 2004 beteten Tausende vor der Clinica Suiza Argentina von Buenos Aires für Maradona. Drinnen kämpfte ein dicker Mann um sein Überleben. Er leidet an Diabetes, Niereninsuffizienz und Bluthochdruck, eine Folge des jahrelangen Drogenkonsums. Seine Anhänger richteten sich innerlich schon auf ein Staatsbegräbnis ein.

Doch Maradona erholte sich wieder. Und feierte weiter. Schließlich landete er in einer Psychiatrie. "Da war einer, der sich für Robinson Crusoe hält, und mir glaubten sie nicht, dass ich Maradona bin", berichtete er später.

Nach seiner Entlassung floh er mal wieder zu seinem Freund Fidel Castro nach Kuba zwecks Drogenentzug. Später ging er nach Kolumbien und ließ sich den Magen verkleinern. In einem halben Jahr nahm er fast 60 Kilo ab.

Dann kamen wieder Rückfälle. Im März 2007 wurde er zum Alkoholentzug eingeliefert, sein Arzt sagte: "Er glaubt, er sei ein Gott. Das ist der Grund für alles Schlechte in seinem Leben." Heute sagt Maradona: "Das Leben hat mir eine Revanche gewährt." Kokain nehme er nicht mehr. Manchmal träume er aber noch davon. Er moderierte eine Zeit lang eine TV-Show, nebenbei kickte er etwas.

Seine Erfahrungen als Trainer sind überschaubar. Zweimal hat er sich kurz und erfolglos bei argentinischen Zweitligisten versucht. Trotzdem hält er sich für fähig, die "Albiceleste" (Himmelblauen) auf den rechten Weg zu führen:

"Denen, die sagen, dass ich keine Erfahrung habe, sage ich: Wege entstehen im Gehen, und die Taktik ist relativ." Er will als erstes seine Spieler begutachten und dann nach Europa fliegen.

Sein hehrer Rat an die Mannschaft: "Ich werde ihnen einimpfen, dass man Ruhm nicht gegen Geld eintauschen kann. Das Nationaltrikot ist das Wichtigste." Der Verband hat ihm mehrere Co-Trainer, darunter Ex-Nationaltrainer Carlos Bilardo, zur Seite gestellt. Doch für Diego Maradona ist klar: "Ich stelle das Team auf. Ich habe die Pfeife in der Hand."