Mit Nasenkuss: William, Kate und George in Neuseeland
Wellington (dpa) - In der einen Hand hält sie einen Schirm, in der anderen schwenkt sie eine kleine britische Fahne: Auf diesen Augenblick hat sich Muriel Ewan lange gefreut.
Seit 1947, als sie die Hochzeit der späteren Queen Elizabeth in der Kino-Wochenschau gesehen habe, sei sie ein Fan der Königsfamilie, erzählt sie am Montag in Wellington.
In der neuseeländischen Hauptstadt wartet Ewan mit vielen anderen Begeisterten im Regen auf die Ankunft von Prinz William, seiner Frau Kate und dem kleinen Sohn der beiden. „Nun hoffe ich natürlich darauf, Prinz George zu Gesicht zu bekommen“, erzählt sie.
So begeistert wie Ewan sind jedoch nicht alle „Kiwis“: Passend zum Besuch veröffentlichte die Republikaner-Vereinigung eine Umfrage, wonach die Bevölkerung Neuseelands mit Blick auf die Royals stark gespalten ist. Demnach wünschen sich 44 Prozent der Befragten statt der Queen einen Neuseeländer als Staatsoberhaupt, während 46 Prozent nach wie vor der Monarchie zugeneigt sind.
So oder so ist es kein gewöhnlicher Tag in Neuseelands Hauptstadt. Dies wird spätestens beim Anblick eines Corgi-Hündchens deutlich, das zu Ehren der royalen Gäste ein funkelndes Diadem trägt. Und klar ist auch: Der acht Monate alte Sohn von Prinz William (31) und Kate (32) ist der Star des Besuchs. Gegen 13 Uhr ist es dann endlich soweit: Die drei treffen samt Entourage am Government House, dem Sitz des Generalgouverneurs, ein. In dem riesigen Gebäude mit acht Suiten, Ballsaal, Wintergarten, Tennisplatz und Schwimmbad werden sie während ihres zehntägigen Aufenthalts wohnen.
Der Nasenkuss („Hongi“) mit den Maori-Ältesten darf natürlich zur offiziellen Begrüßung nicht fehlen, ebenso wenig der traditionelle Kriegstanz („Haka“) der neuseeländischen Ureinwohner. Während der kleine George das bunte Treiben aus sicherer Entfernung auf den Armen seiner Nanny verfolgt, fällt der breitschultrige und auf den Pobacken tätowierte Maori-Tänzer auf, mit dem sich William und Kate unterhalten.
Kurz zuvor hatte Kate mit George auf dem Arm und der anderen Hand am Rocksaum mit Müh und Not einen Fauxpas vermieden: Der Wind von Wellington war ihr gleich beim Aussteigen aus dem Flugzeug unter das Kleid gefahren und entblößte so einen Teil ihrer Beine. Vor der Reise hatte es zahlreiche Berichte gegeben, die Royals wollten Vorsorge treffen, dass genau dies nicht passieren kann.
Vielen Einheimischen fällt aber etwas anderes auf: An ihrem leuchtend roten Mantel trägt die 32-Jährige eine Brosche in Form eines Silberfarn-Blattes, dem neuseeländischen Nationalsymbol - sie war einst der Queen bei einem Besuch in den 1950er Jahren geschenkt worden. Kates Outfit steht im Blickpunkt, zumal heimische Designer ihr für die Reise eigene Mode und Schmuckkreationen vorgeschlagen haben. Es sei eine Ehre, dass die Herzogin drei Paar ihrer Ohrringe ausgewählt habe, verkündeten die Wellingtoner Juweliere Tory & Ko.
Mit großer Spannung erwarten die Royal-Fans die Auftritte von George. Die meisten Ausflüge werden William und Kate wohl ohne ihn machen. Aber am Mittwoch soll er bei einer Art Baby-Party in Wellington dabei sein, zu der Familien mit gleichaltrigen Kindern eingeladen sind. Da wird der kleine Prinz die Neuseeländer für sich gewinnen, sind Royalisten wie Muriel Ewan überzeugt.
Seinem Vater sei das längst gelungen, meint Ewan - spätestens als er 2011 nach dem schweren Erdbeben in Christchurch (185 Tote) das Land besuchte und den Menschen Mut zusprach. „William hat hier einen festen Platz erobert, die Neuseeländer haben ihn ins Herz geschlossen.“