Monaco hat wieder eine Fürstin

Bewegende Szenen schon bei der standesamtlichen Trauung: Prinzessin Stéphanie weint.

Monaco. Eigentlich sollte die standesamtliche Trauung von Fürst Albert II. und „Mademoiselle Charlene Wittstock“ eine betont schlichte Veranstaltung sein: die Ouvertüre, die tags darauf durch die prachtvolle Märchenhochzeit gesteigert wird. Doch dann passieren Dinge, die das Protokoll nicht vorgesehen hat. Bei Prinzessin Stéphanie, der jüngsten Schwester des Bräutigams, kullern Freudentränen über die Wange. Sie zückt das Taschentuch und trocknet die Augen. Selbst Albert ist unerwartet gerührt, auch er scheint feuchte Augen zu haben.

Um 17.16 Uhr, als das „Oui“ gesagt ist, gibt’s den ersten Kuss. Die kleine Gesellschaft, die sich im prachtvollen Thronsaal hinter den Brautleuten versammelt hat — genau dort, wo sich 1956 schon Fürst Rainier III. und Grace Kelly das Jawort gaben — klatscht.

Als das frisch vermählte Paar dann eine halbe Stunde später winkend und sich wieder küssend an die geöffneten Fenster schreitet, brandet unten auf dem Platz vor dem Palast erneut Beifall auf. 6000 Monegassen jubeln und schwenken Fähnchen. Es ist ein bewegender und zugleich historischer Augenblick. Fast 30 Jahre nach dem Unfalltod von Gracia Patricia hat Monaco wieder eine Fürstin: „Princesse Charlene de Monaco“, so ihr offizieller Titel.

Nur enge Verwandte der Brautleute haben sich zur Zeremonie eingefunden. Die Grimaldi-Seite ist durch die Prinzessinnen Caroline und Stéphanie vertreten, die von ihren Kindern begleitet werden. Auf der anderen Seite sitzen die Wittstocks, Vater Michael Kenneth, Mutter Lynette, sowie die Brüder Gareth und Sean.

Fürstin Charlene trägt ein konservatives, bodenlanges Akris-Kleid in hellem Türkis, darüber ein Bolero-Jäckchen. Albert erscheint klassisch: im schwarzen Anzug mit silberner Krawatte. Während der Standesbeamte die Brautleute über ihre Rechte und Pflichten belehrt, werfen sie sich gelegentlich zärtliche Blicke zu. Einmal zieht Albert Charlenes Hand zu sich und gibt ihr einen vollendeten Handkuss.

Was verraten diese Gesten? Dass die Welt wieder in Ordnung ist, nachdem sich vor ein paar Tagen noch dunkle Wolken über dem Palast zusammengezogen hatten?

Den Monegassen vor den Großbildleinwänden fällt jedenfalls kollektiv ein Stein vom Herzen, als Charlene um 17.07 Uhr „Oui“ sagt. Es folgt das Jawort des Fürsten. Um kurz nach sechs mischt sich das Brautpaar unters Volk. Die Sonne lacht vom Himmel und die Blaskapelle der Palastgarde spielt: Zuerst die eigens für die neue Fürstin komponierte Hymne, dann Monacos Nationalhymne, später Pop-Melodien. Die Generalprobe für die Traumhochzeit am Samstag ist gelungen.