Monika Hauser: Ich will Gerechtigkeit für Frauen
Auszeichnung: Die Ärztin Monika Hauser und ihre Organisation Medica Mondiale bekommen den Alternativen Nobelpreis.
Köln/Stockholm. Als sie die Nachricht von der Verleihung des Alternativen Nobelpreises erhielt, hat die Kölner Ärztin Monika Hauser am Mittwoch nicht nur gejubelt: "Ich sage ganz ehrlich, der Preis hat auch zwiespältige Gefühle ausgelöst."
Zu groß ist nach Ansicht der 49-jährigen Gründerin der Hilfsorganisation Medica Mondiale die Fallhöhe zwischen Sonntagsreden bei Preisverleihungen auf der einen Seite und dem Desinteresse von Politikern und Öffentlichkeit gegenüber dem Alltagselend vergewaltigter Frauen in Kriegsländern auf der anderen Seite.
Aber die Auszeichnung aus Schweden, die am 8. Dezember verliehen wird, sei auch eine "wunderbare Genugtuung" und überdies von praktischem Nutzen: "Wir werden es bei der Arbeit mit traumatisierten Frauen und der Erreichung unserer politischen Ziele jetzt etwas einfacher haben, weil man uns zuhören wird."
Seit 15 Jahren organisiert Monika Hauser Hilfe für vergewaltigte Frauen in Kriegs- und Krisengebieten - in Bosnien, Afghanistan und Afrika. 1992 las die in der Schweiz geborene Südtirolerin von gezielten Massenvergewaltigungen in Bosnien als Kriegsstrategie.
Ein Jahr später begann die Gynäkologin in der bosnischen Stadt Zenica mit dem Aufbau eines Therapiezentrums. "Mich haben damals die Medienberichte mit ihren teils genauen Details über die Art der Vergewaltigungen sehr wütend gemacht: Das demütigte die Frauen zum zweiten Mal. Ich wollte ihnen konkret helfen", sagt die Mutter des zwölfjährigen Luca.
Hauser geht bei ihren Kampf immer auch bis an eigene Grenze. 1993 verliert sie nach etlichen Reisen zwischen Köln und Zenica ihr ungeborenes Kind. Im Winter 1996 hat sie einen Zusammenbruch, weil die grauenvollen Erlebnisse der Frauen in Bosnien sie überrollen.
Doch ihre Motivation bleibt: "Ich möchte Alternativen schaffen in einer Welt, in der Männer Kriege entfachen, Milliarden versenken und mit dem Leben von Frauen und Kindern spielen."
Denn sexualisierte Kriegsgewalt gegen Frauen sei eben nicht nur ein Problem in fernen Ländern. Auch deutsche und EU-Politiker zeigten "nicht unbedingt gesteigertes Interesse", wenn es um Frauen als Kriegsopfer gehe. Hauser prangert auch an, dass deutsche Soldaten im Auslandseinsatz Zwangsprostituierte aufsuchen.
Als Erfolg wertet sie, dass "Medica Mondiale vielen tausend Frauen helfen konnte zu überleben, und zwar in Würde zu überleben. Wir sehen leider in vielen Nachkriegs-Gebieten, dass die Menschen dort eher vegetieren als gut überleben.
Auch dass wir das Thema traumatisierte Frauen auf der Tagesordnung gehalten haben, bis auch die Vereinten Nationen nicht mehr daran vorbeischauen konnten, ist ein Erfolg."