Nach Prügeltour durch München: Jugendliche zeigen keine Reue
Das Ratinger Opfer der prügelnden Schüler könnte eine Augenverletzung zurückbehalten.
München/Zürich. Sie sind vorbestraft, ein Anti-Aggressions-Training hat nichts bewirkt: Die drei 16-jährigen Schüler aus der Schweiz, die wegen Mordversuchs in München in Untersuchungshaft sitzen, wurden in ihrer Heimat bereits wegen Angriffen auf Menschen, Raubversuchs und Hausfriedensbruch verurteilt.
Zur Strafe mussten sie Sozialdienst leisten. Das teilte die Jugendstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich gestern mit.Vor ihrer Prügeltour feierten die Schüler im ParkDie Schüler aus Küsnacht bei Zürich waren mit ihrer Klasse auf Abschlussfahrt in München. Sie hatten in einem Park in der Münchner Innenstadt gefeiert, getrunken und Haschisch geraucht.
Noch im Park gingen sie auf drei Männer los, wahrscheinlich Obachlose, die sich dort ein Plätzchen für die Nacht gesucht hatten. Wenige hundert Meter weiter schlugen sie gegen 23.30 Uhr einen 46-jährigen Geschäftsmann und auf dem Weg in ihre Unterkunft einen 27-jährigen Studenten nieder.
Drei Stunden nach ihrer Tat wurden sie von den Beamten gefasst.Ein 15-Jähriger portugiesischer Herkunft und ein 17-Jähriger durften nach einer Vernehmung mit ihrer Klasse in die Schweiz zurückkehren. Ob und inwieweit sie zur Verantwortung gezogen werden, ermittelt die Staatsanwaltschaft. Auf die drei 16-Jährigen, die in Untersuchungshaft sitzen, können nach Jugendstrafrecht bis zu zehn Jahren Gefängnis zukommen.
Den Lehrern sei kein Vorwurf zu machen, sagte ein Polizeisprecher. "Sie haben sich sehr kooperativ verhalten." Zudem sei es durchaus zu vertreten, Jugendliche in diesem Alter nicht permanent zu beaufsichtigen.Mittlerweile hat das Trio die Tat gestanden. In den Vernehmungen hätten die Schüler keine Reue gezeigt. Sie hätten sehr abgebrüht gewirkt.
Es sei ihnen im Prinzip egal gewesen, ob ein Mensch sterbe oder nicht, sagte Kriminaldirektor Harald Pickert. Die Ermittler bezeichneten die Tat als "noch alarmierender" als den Fall der Münchner U-Bahn-Schläger vor eineinhalb Jahren.Damals hatten zwei junge Männer einen Rentner wegen dessen Hinweis auf das Rauchverbot in der U-Bahn lebensgefährlich verletzt. Sie hätten zumindest noch einen Auslöser für den Gewaltausbruch gehabt, sagte ein Polizeisprecher.
Dieses Mal hingegen sei das einzige Motiv die "Lust am Klatschen" gewesen. Die Jugendlichen hätten ihr Opfer nicht gekannt, es habe vorher noch nicht einmal einen Wortwechsel gegeben.Der schwer verletzte Geschäftsmann aus Ratingen in Nordrhein-Westfalen ist inzwischen auf dem Weg der Besserung. Laut Polizeisprecher Wolfgang Wenger sei jedoch unklar, ob der Mann bleibende Schäden davontragen werde.
Der Vater von einem der Schläger sagte, dass ihm der schwer verletzte Geschäftsmann aus Ratingen sehr Leid tue. "Ich möchte mich in aller Form entschuldigen." Er habe mit seinem 16-jährigen Sohn nicht mehr gesprochen, seit dieser in U-Haft sei. Der Mutter habe er gesagt, dass es ihm sehr Leid tue.
Der Vater eines anderen Jungen sagte zu der Zeitung "Blick", sein Sohn habe ab August endliche eine Lehrstelle gefunden. Es sei schade, dass das Ganze in Deutschland passiert sei. "In der Schweiz würde Mike nicht so hart bestraft. Hier bekäme er eine zweite Chance."