Nächtliche Explosion zerreißt Mehrfamilienhaus in Gladbeck

Im Dachgeschoss fanden Suchhunde der Feuerwehr eine Leiche, nach Polizeiangaben handelt es sich vermutlich um eine vermisste 61 Jahre alte Bewohnerin.

Gladbeck. Die nächtliche Explosion hat das graue,zweistöckige Mehrfamilienhaus nahe der Gladbecker Innenstadt fastvöllig zerrissen. Oberhalb der Mauern des Erdgeschosses blieben nurrauchende Trümmer und verkohlte Balken übrig.

An der Fassade baumeltenzwei Heizkörper an ihren Leitungen. Im Dachgeschoss fanden Suchhundeder Feuerwehr eine Leiche, nach Polizeiangaben handelt es sichvermutlich um die vermisste 61 Jahre alte Bewohnerin. Nur von einem46-jährigen Mann fehlte zunächst jede Spur.

Doch laut Polizei sprichteiniges dafür, dass der Mann nicht zu Hause war. Nach Angaben derNachbarn stand sein Auto nicht an seinem Platz.

In einem Schutthaufen auf der Straße lagen mehrere Fenster, die von derWucht der Detonation herausgeschleudert wurden. Die Straße war amSonntag von Schaulustigen gesäumt. In der Sonne gegenüber des Hauseshatte es sich ein Mann mit seinem Fernglas auf dem Balkon gemütlichgemacht. Mitten in einer ausgebrannten Wohnung war noch ein verkohlterHome-Trainer zu sehen.

Die Ursache der Explosion war zunächst unklar. Eine Gasexplosionschloss die Polizei aus. Das Haus habe zwar einen Gasanschluss, dochdie Gaszentralheizung sei im Keller, sagte Jürgen Tyburski von derLeitstelle der Polizei in Recklinghausen.

Doch die Explosion warvermutlich im ersten Obergeschoss, in der Wohnung des vermissten 46-Jährigen. „Im ersten Obergeschoss sind die Wände weggeflogen“, erklärteTyburski. Auch einen ausländerfeindlichen Anschlag schloss er aus. Indem Haus wohnten hauptsächlich Deutsche, sagte er.

Einer der Hausbewohner, der 49 Jahre alte Wolfgang Wohlgemuth, hattesich in der Nacht gerade noch vor dem Inferno retten können. Er wohnteim Erdgeschoss des Hauses. „Ich hab einen lauten Knall gehört und bindann nach hinten rausgelaufen.

Da waren dann schon die meisten anderenNachbarn.“ Er habe zuerst gedacht, dass irgendjemand „Scheiße macht mitdem Bagger vor der Tür“, sagte er. Vor dem Mehrfamilienhaus befindetsich eine große Baustelle. Einen Nachbarn habe er noch aus seinerWohnung gezogen, als der versucht habe, seine Gardinen zu löschen. „Dasmachte keinen Sinn mehr.“

Aber Wohlgemuth war auch etwas aufgefallen: „Als ich aus der Tür kam,habe ich von oben jemanden kommen sehen. Der war dann aber schnellweg.“ Bei der Gestalt habe es sich um keinen Nachbarn gehandelt. DiePolizei tappte am Sonntag noch im Dunkeln, eine Mordkommission nahm dieErmittlungen auf.

Klar war nur, dass am Samstagabend gegen 22.45 Uhreine Explosion einen Großteil des ersten Stockwerks und desDachgeschosses in Stücke riss. Von den 13 offiziell gemeldetenBewohnern sind elf unverletzt, einige von ihnen waren aber auch imUrlaub.

Das Haus sei mit Sicherheit unbewohnbar, auch die Nachbarhäuser trugenSchäden davon. Der Sachschaden werde mindestens auf 500 000 Eurogeschätzt, sagte ein Polizeisprecher.