Noch viele Obdachlose nach Erdbeben in Mittelitalien
Perugia. Nach einem Erdbeben der Stärke 4,2 zwischen Umbrien und der Toskana sind noch etwa 600 Menschen ohne Obdach. Über eine Rückkehr in ihre Wohnungen könne erst nach einer genauen Inspektion der Gebäude entschieden werden, sagte ein Sprecher des italienischen Zivilschutzes am Mittwoch.
Die Erdstöße hatten am Vortag in der Gegend von Perugia bis San Sepolcro Schornsteine einstürzen lassen, viele Häuser beschädigt und die Bevölkerung in Panik versetzt. Wie italienische Medien berichteten, wurden zwei Menschen leicht verletzt.
"In den betroffenen Gebieten sind Einsatztruppen des regionalen Zivilschutzes unterwegs, um die beschädigten Wohnhäuser zu untersuchen", sagte der Behördensprecher. Nach Einschätzung von Beobachtern könnte die Zahl der Obdachlosen noch ansteigen.
In der Provinz Perugia blieben am Mittwoch die Schulen geschlossen. Viele Wohnhäuser sowie öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser und Altersheime mussten evakuiert werden.
Wegen möglicher stärkerer Schäden wurden die Ortskerne von Spina bei Marsciano, Mercatello und Castiglione della Valle zunächst vollständig gesperrt. Das Epizentrum des Bebens lag zwischen Perugia, Deruta und Marsciano.
Das Erdbeben ist nach Aussagen von Experten nicht mit dem zu vergleichen, das vor acht Monaten in den Abruzzen zu massiven Verwüstungen und Hunderten von Toten geführt hatte.
"Die hier freigesetzte Energie ist tausendmal geringer als bei dem Beben in den Abbruzzen im April", erklärte der Chef des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (Ingv), Enzo Boschi in einem Interview mit dem "Corriere della Sera" (Mittwochsausgabe).
"Doch auch wenn die Situation nicht mit L'Aquila vergleichbar ist, müssen wir dennoch wachsam bleiben." Auch seien Nachbeben über mehrere Tage wahrscheinlich.
Am 6. April hatte ein Erdbeben der Stärke 6,3 die Gegend in und um die abbruzzesische Regionalhauptstadt L'Aquila zerstört. Etwa 300 Menschen starben, Zehntausende waren monatelang obdachlos.