Einmal um Australien – im Kajak
Freya Hoffmeister (45) legte in elf Monaten 13714 Kilometer zurück. Auch ein Hai-Angriff konnte sie nicht stoppen.
Sydney. 245 Tage paddelte sie allein im Ozean, kämpfte gegen Erschöpfung und Müdigkeit, begegnete Krokodilen und Haien - aber: "Ans Aufgeben habe ich nie gedacht." Auch als ein Hai ein Riesenloch in ihr Kajak biss, machte Freya Hoffmeister aus Husum nicht kehrt.
Am Dienstag hatte sich die 45-jährige Extremsportlerin ihren Traum erfüllt: Sie hat als erste Frau Australien im Kajak umrundet. 13714 Kilometer in insgesamt elf Monaten. "Das waren alle 14 Achttausender zusammen", sagte sie bei ihrer Ankunft in Queenscliff bei Melbourne strahlend. Dort war sie im Januar aufgebrochen.
"Ich bin müde und habe keine Lust mehr zu paddeln, aber es war das Risiko wert", meinte Hoffmeister sichtlich erschöpft. Sie ist erst der zweite Mensch überhaupt, der die Paddeltour rund um den fünften Kontinent geschafft hat: Vor ihr umrundete der Neuseeländer Paul Caffyn Australien 1982 - er brauchte vier Wochen länger. Sollte es in den nächsten 27 Jahren wieder jemand wagen, werde sie an der Ziellinie stehen, versprach die 45-Jährige.
Hoffmeister legte pro Tag etwa 60 Kilometer zurück - und machte dabei auch unangenehme Begegnungen. "Ich habe jede Menge Krokodile gesehen", erzählte sie. "Die sind aber zum Glück schnell umgedreht - und ich auch." Mit Haien hatte Hoffmeister geschätzt 20 bis 30 Mal das Vergnügen. Die meisten stießen ihr Kajak nur an - bis auf den einen. Als Souvenir blieb ihr ein Zahn, den der Hai bei der Attacke verlor.
"Der Biss des Hais war nicht so lustig", sagte sie. Der Schock ließ sie über die Gefahren ihrer Paddeltour grübeln. Doch das nur kurz: Ans Aufgeben habe sie keine Sekunde gedacht. "Ich habe das Boot geflickt und ausgepumpt - dann war’s gut."
Hoffmeister, die in Husum Eiscafés betreibt, war im Januar in Queenscliff an der Ostküste aufgebrochen. Die Tour in ihrem Fieberglas-Kajak war ziemlich einsam. Die wohl härteste Etappe waren die 530 Kilometer durch den Golf von Carpentaria. Hier musste sie sechs Tage und fünf Nächte auf offener See verbringen. Sie schlief an Deck ihres Kajaks, das sie mit einem Ausleger und Auftriebskörpern stabilisierte.
Wenn möglich, paddelte sie in Sichtweite der Küste und übernachtete im Zelt am Ufer. Auf halbem Weg streckte sie ein Grippevirus nieder - aber nur für ein paar Tage. "Ich habe nur gelegentlich Kontakt mit Leuten gehabt, die mir dann mit einem Bett, einer Dusche oder Einkaufsmöglichkeiten geholfen haben", sagte Hoffmeister. Am Ende fuhr ihr Freund Greg im Campingbus am Ufer nebenher und half, ihr Material zu transportieren.
Auf die Reise hatte Hoffmeister sich mit der Umrundung Islands und der Südinsel Neuseelands vorbereitet.