Wahrsager lagen 2009 fast immer falsch
Dieses Jahr war ein schlechtes für Hellseher. Nur Michael Jacksons Tod wurde vorhergesagt – wie in den Vorjahren.
Roßdorf. Der US-Präsident wurde nicht ermordet, weder in Berlin noch in Frankfurt gab es schwere Terroranschläge: Auch 2009 tappten Wahrsager im Dunkeln, teilte die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) mit. "Zum Ausgang der Bundestagswahl haben sie das angekündigt, was viele Menschen sowieso schon dachten: Angela Merkel bleibt Bundeskanzlerin", sagte der Mathematiker Michael Kunkel aus Wuppertal.
Der 49-Jährige wertete für die GWUP rund 140 Prognosetexte aus. Ein "Treffer" war zwar der Tod des Popstars Michael Jackson. Aber dieses Ereignis war auch schon in den Vorjahren vorhergesagt worden.
"Bei so vielen Prognosen gibt es selbstverständlich immer mal einen Treffer", beschreibt Kunkel seine Erfahrungen. "Aber das ist dann ein Zufallstreffer."
Die GWUP zählt nach eigener Darstellung mehr als 900 Wissenschaftler und wissenschaftlich Interessierte. Der Verein sei als gemeinnützig anerkannt und trete für Aufklärung und kritisches Denken ein.
Wieder einmal daneben gelegen hätten auch die Anhänger der Prophezeiungen von Nostradamus - mit der Ankündigung von massenhaften Wunderheilungen im südfranzösischen Wallfahrtsort Lourdes. Für Kunkel nicht überraschend. "Noch nie haben die Nostradamus-Deuter irgendein überraschendes Ereignis im Vorhinein aus den kryptischen Versen herauslesen können."
Wahrsager stochern seiner Ansicht nach im Nebel. Das Ende der Welt, Anschläge auf den US-Präsidenten, Terror, Hunger und Naturkatastrophen gehörten zu einer Art Standardprogramm. "Da heißt es immer: Es wird schlimm, es passiert was", schildert Kunkel. "Aber genau genommen passiert doch jeden Tag immer etwas."
Der Mathematiker, der die Prognosen seit einigen Jahren prüft, lässt kein gutes Haar an der Qualität der Aussagen. Sie seien üblicherweise vollkommen wertlos. Schließlich gebe es jedes Jahr Wirbelstürme in der Karibik, Überschwemmungen zur Monsunzeit in Indien und Bangladesch, Lawinen in den Alpen oder Waldbrände in Kalifornien.
Nächstes Jahr dürfte die Fußball-WM in Südafrika nach Kunkels Einschätzung die Prognostikerzunft besonders beschäftigen. "Es heißt, die deutsche Elf werde das Finale nicht erreichen. Woanders heißt es, das Team überstehe wohl die Vorrunde."