O du schreckliche — sie spielen wieder „Last Christmas“
Weihnachtslieder dudeln fast überall. Mit dem Advent hat dies aber nicht viel zu tun, sagt ein Musikexperte.
Düsseldorf. Adventsmusik gerät nach Ansicht von Musikwissenschaftlern immer mehr ins Hintertreffen. „Wir werden schon Wochen vor Weihnachten mit Musik vollgedröhnt, die eigentlich gar nicht in die Adventszeit gehört“, sagte Thomas Seedorf von der Musikhochschule in Karlsruhe. Die Kommerzialisierung von Weihnachten verdränge die traditionelle Adventsmusik aus dem Bewusstsein. „Im kommerziellen Bereich ist Weihnachtsmusik ungeheuer präsent.“
Die Vorverlegung des Weihnachtlichen in die Adventszeit finde sich überall: in Kaufhäusern, auf den Straßen, in Supermärkten — und in der Musik. „Am Montag vor dem ersten Advent schalten wir die Weihnachtsdekorationen an und es beginnt die Dauerbedröhnung“, sagte Seedorf.
Gerade bei populärer Musik klafften zudem die eigentliche Bedeutung von Weihnachten und die in den Wochen davor gespielte Musik weit auseinander: Paradebeispiel sei der Welthit „Last Christmas“ von Wham mit dem Sänger George Michael. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit sei der Song überall zu hören. „Mit Weihnachten aber hat das Lied wirklich überhaupt nichts zu tun“, so Seedorf. „Es wird gnadenlos gespielt.“ Im Lied geht es um eine gescheiterte Beziehung.
Alles werde zu einer „großen musikalischen Weihnachtssuppe“ verrührt, beklagt Seedorf. Dabei seien gerade die Wochen vor Weihnachten zu Zeiten Johann Sebastian Bachs eine Zeit der Stille und der Erwartung gewesen mit ganz wenig Musik. „Und wenn, dann war es Adventsmusik.“ Red