Oliver Pocher: Der Rüpel hat sich etabliert
An kaum einem Comedian scheiden sich die Geister so wie an Oliver Pocher – und kaum einer ist so erfolgreich. Nun kehrt er ins Fernsehen zurück.
Berlin. Die einen halten ihn für einen dreisten Dummschwätzer und ungezogenen Rüpel, die anderen lieben die respektlose und freche Art des Moderators mit dem Milchgesicht: Oliver Pocher, der am Samstag mit der vierteiligen Fußball-Castingdokumentation "Sportfreunde Pocher" sein Debüt bei seinem neuen Sender Sat.1 gibt, polarisiert wie kein Zweiter.
Einig dürften sich die beiden Lager nur in einem Punkt sein: Der 31-Jährige, der seit kurzem mit Boris Beckers Ex-Freundin Sandy Meyer-Wölden liiert ist, hat in den vergangenen Jahren eine beispiellose Fernsehkarriere hingelegt.
Wie so viele Nachwuchstalente startete der gebürtige Hannoveraner beim Jugendsender Viva, wo er Sendungen wie "Alles Pocher...oder was?" moderierte, und arbeitete sich mit einer bemerkenswerten Zielstrebigkeit nach ganz oben: Von 2003 bis 2006 blödelte er in "Rent a Pocher" bei Pro Sieben und etablierte sich nebenbei als Live-Komiker, der mit seinen Auftritten bis heute die Hallen füllt. Vor zwei Jahren schaffte der gelernte Versicherungskaufmann, der auch schon in Kinofilmen zu sehen war, dann den Aufstieg in die Erste Bundesliga der deutschen Fernsehunterhaltung: Harald Schmidt holte ihn zur Überraschung vieler in seine Late-Night-Show im Ersten. In "Schmidt & Pocher" durfte der freche Jungspund an der Seite Dirty Harrys zeigen, was er draufhat.
Doch der bekennende Fußballfan Pocher war den hohen Anforderungen nur bedingt gewachsen. Zudem schoss er das ein oder andere Mal übers Ziel hinaus - unvergessen, wie Harald Schmidt seinen Kollegen im Frühjahr 2008 vor laufender Kamera abkanzelte, als Pocher eine norwegische Sängerin mit dummen Sprüchen und einem peinlichen Geschenk bedachte. "Uncool. Oliver Pocher, nächstes Mal hat er’s begriffen", beendete Schmidt seine Strafpredigt, in der er seinen Co-Moderator eine "kleine, miese Type" genannt hatte.
Dem aufmerksamen Zuschauer wurde in diesem Moment klar, dass es mit Schmidt und Pocher nicht ewig weitergehen würde - Dirty Harry ließ seinen Kompagnon noch weitere Male auflaufen, im Dezember vergangenen Jahres wurde das Ende der Zusammenarbeit verkündet. Es gehe darum, "die Comedy-Latte wieder höher zu legen in Richtung Anspruch und Intellekt", begründete Schmidt-Produzent Fred Kogel wenig schmeichelhaft für Pocher, warum Harald Schmidt in Zukunft lieber ohne seinen jungen Kollegen weitermachen will.
Trotz allem hat sich das Intermezzo für Pocher gelohnt, in der Folgezeit rissen sich gleich mehrere Sender um ihn. Das Erste wollte Pocher behalten, RTL war interessiert, schließlich machte Sat.1 ein Angebot, dem der 31-Jährige nicht widerstehen konnte: Von Herbst an moderiert er bei dem Privatsender eine wöchentliche Late-Night-Show.
Doch zuvor spielt er sich bei seinem neuen Arbeitgeber noch mit der vierteiligen Casting-Doku "Sportfreunde Pocher" warm. Die ARD nahm Pochers Absage indes wenig sportlich auf. "Oliver Pocher ist jung und hat sich für das echte Abenteuer entschieden: Für die Erlebniswelt von Sat.1. Bon voyage", ätzte Programmdirektor Volker Herres dem prominenten Abgang hinterher.