Schockwellen gehen durchs Internet

Fans in der ganzen Welt reagieren entsetzt auf den unerwarteten Tod ihres Idols Michael Jackson.

Los Angeles. Die Rettungskräfte waren sofort zur Stelle. Mehr als eine Stunde lang versuchten sie, einen der größten Stars aller Zeiten zu reanimieren - vergeblich. Der als Sänger verehrte und als mutmaßlicher Kinderschänder gescholtene "King of Pop", zuletzt hoch verschuldet und körperlich nur noch ein Wrack, war tot. Die Welt reagierte geschockt.

Michael Jackson war am Donnerstag mit einem Notarztwagen von seinem Luxusanwesen in Los Angeles wegen Herzstillstands zu einem nur wenige Minuten entfernten Krankenhaus gebracht worden. Um 14.26 Uhr Ortszeit (23.26 Uhr unserer Zeit) erklärten die Ärzte des UCLA Medical Centers, dass der Megastar nicht mehr aus einem tiefen Koma erwacht ist.

Unmittelbar nach der Todesnachricht versammelten sich hunderte Menschen vor der Klinik und Jacksons Wohnhaus. Viele weinten und nahmen sich in die Arme. Immer wieder riefen sie in Sprechchören "Michael, Michael!" Einige versuchten, die Türen des Krankenhauses zu stürmen. In zahlreichen US-Städten hielten Fans spontan Mahnwachen ab und zollten ihrem Idol mit Songs und dem legendären "Moonwalk" Tribut.

Vor dem geschichtsträchtigen Apollo-Theater in New York, in dem der junge Jackson einst seine Karriere startete, feierten unzählige, meist schwarze, Verehrer ihr Vorbild die ganze Nacht hindurch mit einer riesigen Tanzparty. "In Erinnerung an Michael Jackson, eine wahre Apollo-Legende", leuchtete als Schriftzug auf dem Gebäude auf.

Die Leiche des Sängers wurde wenige Stunden nach seinem Tod per Hubschrauber vom UCLA Medical Center zum Amt für Gerichtsmedizin in Los Angeles geflogen. Die drei Kinder des Popstars - Prince Michael I (12), Paris (11) und Prince Michael II (7) - sollen nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters vorerst bei ihrer Großmutter bleiben.

Medienberichten zufolge soll der Megastar morphiumsüchtig gewesen sein. Brian Oxman, einer der Anwälte der Jackson-Familie, schloss eine versehentlich eingenommene tödliche Dosis verschreibungspflichtiger Medikamente nicht aus. Aufschluss sollen nun gerichtsmedizinische Untersuchungen geben.

Jackson habe vor seinem Tod eine starke Dosis Morphium bekommen, berichtete die gewöhnlich gut unterrichtete Internetseite tmz.com unter Hinweis auf nicht genannte Familienmitglieder. Die Angehörigen seien deshalb beunruhigt gewesen. Zudem soll der Bruder Joe Jackson kürzlich versucht haben, den Sänger wegen seiner Tablettensucht in einer Entzugsklinik im kalifornischen Palmdale unterzubringen, hieß es. Der Sänger habe zuletzt Arzneien wegen früherer Verletzungen, darunter ein Rücken- und ein Beinbruch, eingenommen, während er für sein geplantes Comeback am 13. Juli in London probte.

Die Nachricht von Michael Jacksons Tod verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Internet. 30 der wichtigsten Internet-Nachrichtenseiten in den USA waren zeitweise nicht zu erreichen oder reagierten deutlich langsamer als üblich. Auch der Kurznachrichtendienst Twitter ächzte unter der Last. Im Sekundentakt sendeten die Twitter-Anwender Neuigkeiten, Gerüchte, Kondolenzbekundungen und Kommentare in ihren "Tweets" und brachten den Dienst an den Rand des Absturzes.

Selbst der Suchmaschinen-Riese Google wurde von dem "Erdbeben" erschüttert. Da Millionen von Internet-Nutzern bei Google News in kürzester Zeit nach "Michael Jackson" suchten, gingen die Suchprogramme von Google von maschinengesteuerten Attacken aus, wie sie von einem mit kriminellen Absichten gesteuerten "Bot-Net" ausgeführt werden können.

Im Online-Lexikon Wikipedia tobte ein Streit unter den Autoren, die den Eintrag von Michael Jackson bearbeiteten. Kurz nachdem ohne nähere Quellenangabe der Tod gemeldet wurde, wurde auch der Wikipedia-Eintrag entsprechend geändert. Andere Autoren machten diese Eingabe wieder rückgängig, da keine verlässlichen Quellen vorlagen.