Papst im Regen

Papst Benedikt XVI. hat am Freitag seinen dreitägigen Besuch in Österreich begonnen.

Wien. Beeinträchtigt durch den seit Tagen anhaltenden Regen hat Papst Benedikt XVI. am Freitag seinen dreitägigen Besuch in Österreich begonnen. Höhepunkt des ersten Tages war ein stilles Gedenken vor dem Holocaust-Mahnmal auf dem Wiener Judenplatz in Begleitung des Wiener Oberrabbiners Paul Chaim Eisenberg. Mit dieser Geste wolle er "unsere Traurigkeit und Treue sowie unsere Freundschaft mit den jüdischen Brüdern ausdrücken", sagte der Papst. Zuvor hatte das fast 80-jährige Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche an einer liturgischen Feier auf dem nahe gelegenen Platz Am Hof teilgenommen. Während seiner Ansprache an rund 7000 Gläubigen brach die Verstärkeranlage zusammen. Der deutsche Papst, der unter einer schweren Erkältung leidet, brach daraufhin seine Rede ab. Benedikt wird an diesem Samstag als Pilger zum Marienwallfahrtsort Mariazell reisen, der vor 850 Jahren gegründet wurde. Wegen des strömenden Regens wurde das Kirchenoberhaupt vom österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer und dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn in einer leeren Flugzeughalle begrüßt. In seiner Begrüßungsansprache zu Beginn der offiziell als "Pilgerreise" deklarierten Papst-Visite bot Fischer seinem bayerischen Gast an, "dieses Land als Ihre zweite Heimat zu betrachten". Angesichts der Kritik an der Reise des Pontifex durch reformwillige Katholiken und Protestanten hatte Benedikt vor seinem Abflug in Rom erklärt, er hoffe, seine Reise werde dazu beitragen "die Wunden (in der katholischen Gemeinschaft des Landes) zu heilen". Wegen des Charakters als Pilgerreise sei es ihm nicht möglich, mit Vertretern der anderen Konfessionen zu sprechen. "Dies ist keine politische Reise", betonte der Papst vor Journalisten. Nach einer liturgischen Feier auf dem historischen Platz Am Hof fuhr Benedikt mit dem Papamobil bei strömendem Regen die wenigen Meter bis zu dem Holocaust-Mahnmal auf dem Judenplatz, auf dem im 15. Jahrhundert Hunderte Juden ermordet worden waren. Hier gedachte er mit einer Schweigeminute neben dem Wiener Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg der Opfer der Judenvernichtung durch den Nationalsozialismus. Benedikt verbeugte sich vor dem Mahnmal, das die Namen aller Vernichtungsstätten der Nationalsozialisten enthält. Zuvor hatte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, der den Besuch des Mahnmals in Benedikts Programm aufgenommen hatte, betont, die christliche Kirche dürfe in Hinblick auf das Judentum nie "den Wurzelstamm vergessen, der uns trägt". Es gehöre "zur Tragik dieser Stadt, dass gerade hier diese Wurzel vergessen, ja verleugnet wurde, bis hin zum gottlosen Willen, das Volk zu vernichten, dem Gottes erste Liebe gilt". Der erste Besuchstag wurde mit einem Treffen Benedikts mit Präsident Fischer sowie österreichischen Politikern und Diplomaten abgeschlossen, bei denen das Kirchenoberhaupt sich "zu den christlichen Wurzeln in Europa" äußern wollte.