Peter Kraus: „Ich muss vernünftiger werden“

In den 50ern war Peter Kraus das deutsche Rock’n’Roll-Idol. Am Mittwoch wird er 70 – und geht mit neuer CD auf Tournee.

WZ: Herr Kraus, Sie gelten als Berufsjugendlicher, nun werden Sie 70 - passt das Image noch?

Peter Kraus: Tatsache ist, dass ich wahrscheinlich für mein Alter jugendlich wirke. Aber es gibt Schlimmeres. Und dann bekommt man solche Beinamen. Tatsache ist auch, dass ich mich jugendlicher fühle als ich bin (lacht).

Kraus: Man kann zwei Arten von Musik machen. Die eine ist eine sehr vernünftige Art, auf den Publikumsgeschmack hin zu produzieren. Ich gehöre mehr zur unvernünftigen Richtung: Ich mach’ die Musik, die mir gefällt, die aus dem Bauch herauskommt. Und wenn ich dafür Abnehmer finde, bin ich glücklich.

Kraus: Rock’n’Roll ist eine Musikform, die eine Legende und nicht umzubringen ist. Ich glaube an den berühmten Satz: Rock’n’Roll forever. Ich reihe ihn ein in Jazz, Blues und Swing. Sie werden nie ein Konzert von mir sehen, wo ich im Kostüm auftrete, weil ich das nicht einsehe. Ich finde es aber toll, wenn junge Leute oder Revival-Bands das machen, sich herrichten wie die Beatles oder Elvis. Aber ich muss das nicht machen.

Kraus: Die hat mit Rock’n’Roll gar nichts zu tun. Ich habe mir jetzt einen Traum erfüllt. Das leiste ich mir zum Geburtstag - etwas zu machen mit einer Big Band, eine Mischung aus swingender Pop-Musik mit eigenen Texten. Bei der letzten CD hatte ich Klassiker der Rockmusik neu getextet, jetzt habe ich Klassiker aus der alten gehobenen Schlagermusik ausgewählt, etwa ,Moon River’. Songs, die ich einfach schön fand und wo mir passende deutsche Texte eingefallen sind.

Kraus: Sicher, auf den warten die ja im Konzert. Jedes Konzert ist eine ewige Warterei darauf. Dann müssen die Leute aber auch schreien wie Teenager (lacht).

Kraus: Ja, und da bin ich stolz drauf. Ich finde, das ist eine tolle Sache, es passt in mein Programm, ein bisserl gegen den Strom zu schwimmen. Und das habe ich mein ganzes Leben lang versucht.

Sie haben auch einen schweren Schicksalsschlag erlebt - den Tod Ihrer Tochter 2001.

Kraus: Familiär schweißt das noch mehr zusammen, obwohl das bei uns nicht notwendig gewesen wäre. Man redet viel, denkt über die Zukunft nach. Es ändert schon das Leben. Ich handele nach den Worten meiner Tochter, die gesagt hat: ,Das Leben geht für Euch weiter’.

Kraus: Ich arbeite seit zwei Jahren an einem Projekt, ein Theaterstück speziell für mich. Das habe ich aber wieder abgeblasen. Weil ich mir einfach denke, irgendwann möchte ich schon meine Oldtimer genießen, mein schönes Haus am See, meine Familie. Ich denke, dass ich kürzer treten werde. Ich will jetzt nicht sagen, ich will spektakulär aufhören, das auf keinen Fall. Aber man muss mal vernünftiger werden.