Polizistenmörder: Ich töte, bis ich selbst tot bin

Raoul Moat erschoss einen Menschen – und hält sich nun im Wald verschanzt.

London. Nervenkrieg in Northumbria: In den weitläufigen Wäldern Nordenglands hält sich seit Tagen der Amokläufer Raoul Moat verschanzt, der sich selbst mit der Comicfigur "Hulk" vergleicht. Einen Toten und zwei Schwerverletzte gibt es bereits, dazu eine Liste von Personen, mit denen der Bodybuilder noch eine Rechnung offen hat. Seine Devise: "Ich töte Polizisten, bis ich selbst tot bin."

Erst vor einem Monat hatte ein Taxifahrer in der Seenlandschaft von Cumbria ein Blutbad mit zwölf Toten angerichtet und sich am Ende selbst erschossen - jetzt fürchten sich die Bewohner rund um das Touristenörtchen Rothbury vor einem weiteren blutigen Zwischenfall.

300 schwer bewaffnete Spezialbeamte und mehrere Hubschrauber sind mittlerweile dort stationiert. Sie durchkämmen einen Sperrbezirk, den sie rund um den Ort gezogen haben. Die britische Polizei hat eine Belohnung von 10.000 Pfund für Hinweise zur Ergreifung des Täters ausgesetzt.

Irgendwo zwischen Hügeln, Heide und Wald hält der 37-jährige Türsteher sich versteckt - und wartet. "Ich bin nicht auf der Flucht", ließ er ausrichten, "sondern auf der Jagd." Seine Ex-Freundin Samantha suchte er bereits am Samstag auf.

Mit einem Kopfschuss tötete er ihren neuen Partner und verletzte sie schwer. Nach Medienberichten soll die 22-Jährige ihren Freund als Polizisten ausgegeben haben, um Moat Angst einzujagen - eine Lüge, ohne die er vielleicht noch leben könnte. Ihr Partner war in Wahrheit Karate-Lehrer.

Für die Ex-Freundin, so brüstet Moat sich in einem Brief, habe er "maßgeschneiderte Munition" vorbereitet: "Für ihn die volle Dosis, für sie nur die halbe, versetzt mit Schrot. Sie wird nur oberflächliche Verletzungen davontragen, für die ihr Entschädigungszahlungen zustehen.

Damit kann sie in Zukunft ihren Lebensunterhalt und den unserer kleinen Tochter bestreiten." Die Frau befindet sich im Krankenhaus und hat an Moat appelliert, seinen Feldzug gegen die Polizei zu beenden. Doch der Mann hat in einem 49-seitigen Brief bereits alles dargelegt, was er zu sagen hatte.

In dem handschriftlichen Cocktail aus Selbstmitleid und Hass argumentiert er, dass Sozialarbeiter und Polizei ihn an den Abgrund gedrängt hätten. Er sei Opfer einer Intrige, nach der er angeblich seine Ex-Freundin und das Kind geschlagen haben soll.

"Danach ist mir alles genommen worden: meine Familie, meine Freiheit, meine Freundin", schreibt er, "ich habe jetzt nichts mehr zu verlieren." Rächen will er sich nun an den Ordnungshütern - einen 42-jährigen Streifenpolizisten hat er bereits aus dem Hinterhalt angeschossen.

Am Montag mussten sich Schulkinder verbarrikadieren, weil der Bodybuilder angeblich in der Nähe war. Landwirte haben kleinere Feuerstellen auf ihren Feldern gefunden, auch sein Auto und ein Zelt sind aufgetaucht.