Proben, Prunk und kaum Proteste

London (dpa) - Die ersten Camper nehmen ihre Plätze ein, Matrosen proben ihre Aufstellung, die Polizei kündigt Spezialteams zum Schutz der hohen Gäste an: Die Vorbereitungen für die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton sind in der heißen Phase angekommen.

Am Dienstag wurde überall in der Londoner Innenstadt gewerkelt, Zeitungen veröffentlichten Sonderbeilagen, die Anreise der Königshaus-Fans schwoll an.

Vor der Westminster Abbey in London schossen die ersten Zelte hartgesottener Fans aus dem Boden, die sich die besten Zuschauerplätze sicher wollten. Der Titel des vermutlich frühesten Hochzeits-Campers fiel John Loughrey zu, der sich bereits am Montagabend vor der Kirche Schlafen legte. Allerdings hatte der 56-Jährige nicht einmal ein Zelt dabei, sondern nur einen Schlafsack und zwei Plastiktaschen. Er sei ein absoluter „Super-Fan“ von Williams Mutter Diana, sagte der „Wegelagerer“. „Ich war der königlichen Familie schon immer treu ergeben.“

In der Westminster Abbey traf am Abend der Blumenschmuck für die Trauungskirche ein. Sie wurde mit Laubwerk und Blumen geschmückt, die in Großbritannien heimisch seien, berichtete der Chef-Florist für die Hochzeit, Shane Connolly, am Dienstag. Die Dekoration werde „nachhaltig, erneuerbar und passend“ sein. Connolly ist für seine naturnahen Kreationen bekannt und übernahm schon bei der Hochzeit von Williams Vater Prinz Charles mit Camilla die Blumendeko. Die Pflanzen kommen aus dem Garten von Williams Großmutter, der Queen.

Die Londoner Polizei kündigte an, 70 bis 80 Spezialteams abzustellen, um die Hochzeit zu sichern. Zur Trauung am Freitag werden 50 Staatsoberhäupter vor allem aus Commonwealth Ländern sowie europäischer Hochadel und Stars wie Elton John, Rowan Atkinson und David Beckham erwartet.

Die Polizei hat nach eigenen Angaben jedoch keine konkreten Erkenntnisse über terroristische Bedrohungen für das Fest. „Dies wird ein Tag des Feierns, der Freude und des Prunks“, sagte Polizei-Einsatzleiterin Christine Jones. „Wir lägen aber falsch, wenn wir angekündigte Proteste in unserem Plan B nicht berücksichtigen würden.“

Im Vorfeld hatten mehrere Gruppen - darunter auch radikale - Demonstrationen angemeldet. Die Metropolitan Police sprach gegen 60 mutmaßliche Störer vorbeugend Platzverweise aus. Jeder, der versuche, die Hochzeit des künftigen britischen Thronfolgers zu stören, müsse „mit einer robusten Antwort“ der Sicherheitskräfte rechnen. Jones forderte die Bevölkerung und die Touristen auf, mit den 5000 Polizisten in der Menge und an den Straßenrändern zu kommunizieren.

Aktiv in den Sicherheitsplan integriert sind auch die berittenen Polizisten, die die Hochzeitskutsche auf ihren Pferden begleiten werden. Sie seien nicht nur Teil der Zeremonie, sondern hätten aktive Sicherheitsaufgaben, sagte Jones.

Eher zeremonielle Bedeutung haben jedoch die Matrosen der Royal Navy, die am Dienstag in der Grafschaft Hampshire ihren Auftritt bei der Hochzeit übten. Unter den Matrosen, die an der Kirchentür Spalier stehen werden, ist auch ein entfernter Cousin von Kate. Auch die Musikgruppen, die entlang der Strecke spielen werden, probten am Dienstag ihre Auftritte.

Obwohl sie während ihrer Trauung permanent unter Kamerabeobachtung sein werden, ist William und Kate am kommenden Freitag auch ein kurzer, privater Moment in der Kirche vergönnt. Nach der Trauung werde sich das Paar für wenige Minuten in eine Seitenkapelle der Westminster Abbey zurückziehen, um dort seine Unterschriften ins Heiratsregister zu leisten, berichtete „The Times“. Dabei sollen die Kameras draußenbleiben und höchstens Privatbilder gemacht werden.