Proteste gegen Neugestaltung der Berliner Museen
Berlin (dpa/bb) - Gegen die Neugestaltung der Berliner Museumslandschaft regt sich Protest: Der Verband Deutscher Kunsthistoriker sieht die Pläne, die Gemäldegalerie Alter Meister zugunsten der Privatsammlung Pietzsch mit Werken des 20. Jahrhunderts zu schließen, als „unverantwortlich“.
Mit dem Umzug der Alten Meister in das viel zu kleine Bode-Museum auf der Museumsinsel drohten große Werke der Malerei auf absehbare Zeit aus der Öffentlichkeit zu verschwinden, heißt es in einem Offenen Brief an Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Auch der Berliner Kulturpolitiker Uwe Lehmann-Brauns (CDU) protestierte am Dienstag gegen den Umzug.
Nach den Plänen der Staatlichen Museen zu Berlin soll die Gemäldesammlung am Kulturforum in der Nähe des Potsdamer Platzes für die Sammlung Pietzsch weichen. Dafür müssen die Alten Meister - von Canaletto bis Rembrandt - vorübergehend auf die Museumsinsel ziehen. Erst in einem Galerieneubau werden sie dann wieder vollständig ausgestellt.
Das Sammlerehepaar Ulla und Heiner Pietzsch hat dem Land Berlin seine auf 150 Millionen Euro geschätzte Sammlung mit Werken surrealistischer Kunst unter der Bedingung zugesagt, dass sie dauerhaft gezeigt wird. Mit der Zusage von 10 Millionen Euro aus seinem Etat hatte Kulturstaatsminister Neumann den Weg für die umstrittene Rochade freigemacht. Mit dem Geld soll die Gemäldegalerie umgebaut werden.
Mit ihrem angeblichen Marktwert lasse die Sammlung Pietzsch angesichts heutiger Auktionspreise auf allenfalls eine Handvoll höchstrangiger Werke schließen, erklärten die Kunsthistoriker. Daher sei sie nicht annähernd mit der Sammlung Berggruen zu vergleichen. Für die Kollektion von Heinz Berggruen mit Werken des Impressionismus hatte das Land Berlin dem Sammler den Stüler-Bau am Schloss Charlottenburg zur Verfügung gestellt.
Die Gemäldegalerie Alte Meister vereine heute mehr als ein halbes Jahrtausend europäischer Kunst, erklärte der Verband, dem rund 2700 Fachleute angehören. Es sei verantwortungslos, diese Werke in einer „massiv reduzierten Auswahl“ im Bode-Museum auszustellen, bis der notwendige Galerieneubau auf dem Kasernengelände am Kupfergraben auf der Museumsinsel verwirklicht wird. Damit würde die Öffentlichkeit auf viele Jahre der Möglichkeit beraubt, diese Werke in ihrer Dichte und Vielfalt zu bewundern.