Rheinische Narren rächen sich für die Wirtschaftskrise

Gerade an Rosenmontag gilt: Lachen ist gesund, auch wenn die Probleme fast unlösbar scheinen.

Düsseldorf/Köln. Millionen von Jecken haben im Rheinland gegen die nasse Kälte angetanzt und angesungen - und sich auf ihre ganz eigene Art an skrupellosen Bankern und ratlosen Politikern gerächt. Die Akteure in der Wirtschafts- und Finanzkrise waren die wichtigsten Spottfiguren bei den Rosenmontagszügen in Düsseldorf und Köln.

In der Landeshauptstadt mit ihren traditionell besonders bissige Wagenmotiven wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel als kapitulierende Wölfin dargestellt, nackt auf allen Vieren. In Anlehnung an die Kapitolinische Wölfin Roms labten sich Notleidende an ihren prallen Zitzen mit den Aufschriften "Konjunkturpaket", "Abwrackprämie" und "Bankenhilfe" wie einst die Sagenhelden Romulus und Remus. In Köln hatte ein Wagen mit der entblößten Kanzlerin im Vorfeld des Umzugs für Wirbel gesorgt, weshalb der Figur ein Bikini übergemalt wurde.

Für viele Lacher sorgte in Köln die Darstellung eines Bankers mit prall gefüllter Geldtasche auf einem Drahtseil, während die Bürger unter ihm ein menschliches Sicherheitsnetz bildeten. Frech und respektlos auch der "Rettungsschirm" auf einem Düsseldorfer Mottowagen: Während sich der specknackige Konzernchef unter sicherem Regendach sichtlich geborgen fühlte, stand der darbende Mittelstand unter einem dürren Schirmgerippe im Regen.

Beim größten deutschen Karnevalszug in Köln rollten rund 150 Fest- und Prunkwagen, begleitet von 11 500 Teilnehmern, durch die Stadt. Die Zahl der Zuschauer lag mit etwa 900.000 unter der des Vorjahrs (1,2 Millionen). In Düsseldorf starteten unter dem Motto "Do bes de platt" (Da bist du platt) etwa 70 Motivwagen. Schätzungen zufolge jubelte rund eine Million Zuschauer dem 5,2 Kilometer langen Lindwurm auf seinem Weg durch die Landeshauptstadt zu, trotz des Mischmasches aus Bonbon- und Nieselregen.