Seit 40 Jahren schmeckt’s (fast) wie beim Italiener

Deutschlands erste tiefgekühlte Pizza kam aus Ostwestfalen – anfangs war der Teigfladen ein finanzielles Wagnis.

Düsseldorf. Tomaten und Paprika waren drauf, Mortadella und als Clou - echter Provolone-Käse. "Pizza alla Romana" nannte sich der tiefgekühlte Teigfladen, der heute vor 40 Jahren in Bielefeld vom Band rollte. Damals eine echte Sensation und ein Wagnis für die Entwickler aus dem Hause Dr. Oetker. Denn ob den Deutschen, wenngleich seit den späten 50er Jahren an italienische Kost gewöhnt, das Tiefkühlprodukt schmecken würde, war ungewiss.

Zumal der Hefeteig, der gefroren und per Lkw aus Italien ins Ostwestfälische gekarrt wurde, seine Schwächen hatte. Ihm bekam die Weiterverarbeitung schlechter als gehofft: Weniger als 500Pizzen nach römischer Art rollten vom Band. Heute sind es mehr als 1,9Millionen täglich. Der Tiefkühl-Pizza-Markt ist ohnehin ein lohnender. Die vier größten Anbieter erwirtschaften eine Milliarde Euro im Jahr.

Übrigens ist der eiskalte Fladen keine italienische Errungenschaft, sondern bestenfalls ein Re-Import aus den USA. Im Mekka des Fast Food wurde bereits in den 60er Jahren an Lösungen für die allzu bequeme Hausfrauen gebastelt.

Doch die wichtigste Innovation lieferten die Kühlgeräte-Hersteller: Weil in den 60er Jahren Tiefkühl-Truhen bezahlbar wurden und im großen Stil Einzug in die Haushalte hielten, entwickelten die Lebensmittelhersteller immer neue Produkte.

Auch in Bielefeld. Allerdings versuchten sich auch andere Hersteller an vorgefertigter Pizza - vergeblich, Dr.Oetker war schneller. Allerdings nicht fix genug. Denn Dosenravioli, das vermutlich zweitbeliebteste Fertiggericht der Deutschen, rollte schon 1958 vom Band.

Statistisch gesehen verspeist jeder Deutsche jährlich neun der tiefgekühlten Hefe-Rundlinge. Am liebsten übrigens den Klassiker - reichlich mit Salami belegt. ost/dpa