Südafrikanerin mit nur einem Bein schwimmt bei Olympia
Bei einem Unfall vor sieben Jahren verlor Natalie du Toit ihr linkes Bein. Nun erreichte sie im Schwimmen über 10 Kilometer Platz 16.
Peking. Natalie du Toit hat olympische Geschichte geschrieben. Die Südafrikanerin ist die erste Athletin, die als Beinamputierte an den Spielen teilnahm. Beim Langstreckenschwimmen über 10 Kilometer belegte sie Platz 16. "Ein Traum ist für mich wahr geworden", sagte die 24-Jährige, "ich schwimme gern gegen Nicht- Behinderte, ich möchte nichts geschenkt bekommen." Trotz einer guten Zeit und nur 1:22,2 Minuten Rückstand auf die Siegerin war du Toit, fünfmalige Paralympics-Siegerin von Athen 2004, mit ihrem Olympia-Debüt nicht wirklich zufrieden: "Ich habe mehr drauf." Das größte Kompliment kam von Olympiasiegerin Larissa Iltschenko. "Es wäre großartig, wenn sie auch eine Goldmedaille bekommen würde“, sagte die in 1:59:27,7 Stunden siegreiche 19-Jährige. Die deutsche Medaillenhoffnung Angela Maurer verpasste Bronze um neun Zehntelsekunden und wurde Vierte.
"Im Wasser sind wir alle gleich"
Wenn nicht gerade Olympische Spiele sind, dann gibt Natalie du Toit in ihrer Heimat Südafrika Motivationskurse. "Ich habe eine Botschaft an alle", sagt die 24-Jährige: "Du kannst alles schaffen. Gib alles für das Ziel, an das du glaubst. Und stehe auf, wenn du hinfällst." Du Toit weiß, wovon sie spricht. Als erste Beinamputierte überhaupt hat sich die Schwimmerin für Olympia qualifiziert. Bei der Eröffnungsfeier durfte sie sogar als Fahnenträgerin die südafrikanische Mannschaft ins Olympiastadion führen. "Seit ich sechs bin, träume ich davon, an den Spielen teilzunehmen. Dass ich mein Bein verloren habe, hat nie etwas daran geändert", erklärte Du Toit vor ihrem Start beim Premierenrennen über die 10-km-Langstrecke. Ihre ersten Eindrücke énttäuschten sie nicht: "Es herrscht eine fantastische Atmosphäre im Olympischen Dorf. Jeder ist überwältigt und aufgeregt. Ich genieße die Zeit hier."
Du Toit hat gelernt, für den Moment zu leben. Vor sieben Jahren war sie mit ihrem Roller vom Training auf den Weg zur Schule, als eine Autofahrerin aus einer Parklücke scherte und sie erfasste. Das linke Bein war nicht mehr zu retten, doch ihren Olympia-Traum wollte Du Toit nicht aufgeben. Nur vier Monate nach ihrer Operation ging sie wieder ins Wasser. "Ich wollte so schnell wie möglich zurück in mein gewohntes Leben", erklärte die in Kapstadt lebende Studentin der Naturwissenschaften. Ein Jahr später qualifizierte sie sich bereits für das 800-m-Freistilfinale bei den Commonwealth-Spiele. 2004 verpasste sie zwar die Olympia-Qualifikation für Athen, holte dafür aber bei den Paralympics fünfmal Gold und einmal Silber.
Du Toit, die auch in Peking bei den Paralympics teilnehmen wird, ist sich bewusst, dass die Blicke und Kameras auf sie gerichtet sind. Doch Mitleid will Südafrikas Sportlerin des Jahres 2002 nicht: "Der einzige Moment, in dem ich mich behindert fühle, ist wenn ich an den Startblock gehe und meine Beinprothese abnehme. Im Wasser sind wir alle gleich."