Babyleichen in Kühltruhe: Anklage gegen Mutter erhoben
Drei Monate nach dem Fund von drei Mädchenleichen in einer Kühltruhe im sauerländischen Wenden hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Totschlages in zwei Fällen gegen die Mutter der Neugeborenen erhoben.
Siegen/Wenden. Eine der Taten liege mehr als 20 Jahrezurück und sei bereits verjährt, sagte der ermittelnde StaatsanwaltGünter Scholz am Mittwoch in Siegen. Das zweite Mädchen habe die FrauEnde 1988 zur Welt gebracht, das dritte Kind sei zwischen 2003 und 2007geboren worden.
Die Frau habe sich nach einem ersten Teilgeständnisnicht weiter zu den Vorwürfen geäußert. Anfang Mai hatte der Sohn der44-Jährigen zufällig die seit Jahren tiefgefrorenen Leichen seinerSchwestern entdeckt.
Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte die Hausfrau und Mutter dreierweiterer erwachsener Kinder die Schwangerschaften vor ihrem Ehemann,vor Verwandten, Freunden und Nachbarn verheimlicht. Die drei Mädchenhatte die Frau allein zur Welt gebracht.
Eins der Kinder wurde nach denErgebnissen der Obduktion ertränkt, ein zweites erwürgt. Wie dasdritte, ebenfalls lebend geborene Mädchen starb, ist unklar.
Während sich bei einem der Kinder der Tatzeitraum eingrenzen ließ, weilder Leichnam in eine Tageszeitung von Dezember 1988 eingewickelt war,mussten die Ermittler bei den anderen Mädchen neue Wege gehen. DänischeExperten hatten den Geburtszeitraum anhand der C-14-Methode bestimmt,bei der nach Auskunft des Staatsanwaltes die Konzentration bestimmterAtome in den Augen gemessen wird.
Nach dem grausigen Fund in der Kühltruhe meldete sich die Hausfrauselber bei der Polizei und gab zu, dass es sich um ihre Töchterhandelt. Weiter äußerte sich die 44-Jährige nicht zu den Taten.Hintergründe und Motive der bisher unauffälligen Frau sind unklar.
DieBeschuldigte habe sich auch geweigert, sich von einem Sachverständigenauf ihre Schuldfähigkeit untersuchen zu lassen. Es wird erwartet, dassdas Landgericht Siegen den Prozess in den kommenden Wochen terminiert.