Thomas Sarbacher: Der Fiese steht ihm richtig gut
Thomas Sarbacher (48) ist in diesen Tagen gleich drei Mal im Fernsehen zu sehen. Kaum jemand spielt zwielichtige Gestalten so vielschichtig wie er.
Köln. Das Publikum kann sich an Thomas Sarbacher in diesen Tagen satt sehen. Es gab ihn noch am Sonntag als voreilig verurteilten Mörder im Ludwigshafener "Tatort", Montag schon tritt er als skrupelloser Immobilien-Makler im ZDF-Fernsehspiel "Über den Tod hinaus" auf, und nur sechs Tage später ist er als ehrgeiziger Gewerkschaftsführer in einem weiteren "Tatort" aus München zu sehen.
Das ist ein bisschen viel auf einmal, findet auch Thomas Sarbacher selbst. Der 48-Jährige dreht zum Zeitpunkt des Interviews gerade - raten Sie mal - genau: einen "Tatort" in Köln. Immerhin löst sich der Gedanke schnell in Luft auf, dass der Mann, der bravourös die Titelfigur der Sat.1-Serie "Der Elefant" ausgefüllt hatte, irgendwie unterbeschäftigt sein könnte.
Andererseits könnte man ihn leicht auf die Krimi-Schiene reduzieren, auf die zwielichtigen Gestalten, die der kantige, dunkelhaarige Hamburger mit der rauen Stimme so oft gegeben hat. Knapp 80 Filme und Einzelfolgen in den vergangenen elf Jahren weisen die Archive über den in Zürich lebenden Schauspieler aus. Viele davon sind Rollen in Krimi-Reihen.
Es ist ein bisschen bezeichnend fürs Fernsehen, dass einer wie Thomas Sarbacher in einer Schublade zu landen droht. Er macht zweifellos das Beste daraus, seine Figuren sind nie langweilig oder eindimensional. Sarbacher steuert behutsam gegen die Einschätzung, er wolle der Bösewicht vom Dienst sein. "Ich will Krimis nicht schlecht machen, aber es werden meiner Ansicht nach zu wenige andere Sachen produziert", sagt er.
Aber was will man machen? Der Fiese steht ihm wirklich gut. Auch der Makler Pagenburg in dem ZDF-Wirtschaftsdrama "Über den Tod hinaus". Der dreht den kleinen Leuten wertlose Wohnungen für teure Kredite an und treibt dabei manche in den Ruin. Sarbacher gibt den Pagenburg nicht klischeehaft-schmierig, sondern ebenso charmant und kultiviert wie entschlossen und brutal.
Und es war eine Rolle, in die er bescheidene eigene Erfahrungen einbringen konnte - wenn auch sicher ohne kriminellen Hintergrund: Sarbacher hat nach der Schule eine Banklehre absolviert und anschließend ein halbes Jahr "ein kleines Segment Firmenkunden" betreut. "Ich hatte keine Ahnung, was ich im Leben will. Das war nur ein Ausweichen", erklärt Sarbacher.
Nach einer Schauspiel-Ausbildung in Graz trat er in den neunziger Jahren an verschiedenen Theatern auf. Als er fürs Fernsehen entdeckt wurde, war er schon Ende 30. Er mag die konzentrierte Detail-Arbeit vor der Kamera ebenso wie die abendfüllenden Theater-Auftritte. Zuletzt war er in einem kleinen Theater in Zürich mit einem Solo-Programm zu sehen.
Der Vater zweier Töchter erholt sich bei seiner Familie in Zürich. Aber auch in der Freizeit lässt ihn das Geschichten-Erzählen nicht los. Sarbacher nimmt Hörstücke für die Züricher Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte auf: "Da mit den unterschiedlichsten Geschichten konfrontiert zu werden, die ich normalerweise nie aus dem Regal nehmen würde - das ist für mich Rendite."