Umwelt: Mission „Top Kill“ erfolgreich - Ölquelle mit Schlamm verstopft

Der Ölfluss im Golf von Mexiko ist gestoppt. Zumindest vorerst. Aber Experten korrigieren die Schätzungen über die ausgetretene Menge dramatisch nach oben.

Washington. Hoffnungsschimmer im Golf von Mexiko: Fünf Wochen nach der Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" hat der Ölkonzern BP das lecke Bohrloch offenbar weitgehend verschlossen.

Am Mittwoch hatte das Unternehmen mit dem Projekt "Top Kill" begonnen, nachdem zuvor mehrere Versuche, die sprudelnde Ölquelle in 1500 Metern Tiefe zu stoppen, gescheitert waren.

Dabei wurde Spezialschlamm unter hohem Druck in das Bohrloch gepresst, um das herausschießende Öl zu stoppen (siehe Grafik). Dem Plan nach soll das Loch nun mit Zement versiegelt werden. BP-Chef Tony Hayward hatte die Erfolgschancen von "Top Kill" auf 60 bis 70 Prozent geschätzt.

Seit der Explosion der Bohrinsel am 20. April strömen nach neusten Berechnungen von Experten täglich zwischen 1600 und 3400 Tonnen Öl ins Meer. Das sei mehr als das Vierfache der bisher angenommenen Menge, teilte ein von der US-Regierung einberufene Experten-Gremium mit.

Damit hätte die Ölpest im Golf von Mexiko - gemessen an der Menge - die Katastrophe von 1989 übertroffen. Damals war der Tanker Exxon Valdez vor der Küste Alaskas verunglückt und es waren schätzungsweise rund 35000 Tonnen Öl ausgetreten.

Als Konsequenz aus der verheerenden Ölpest im Golf von Mexiko will US-Präsident Barack Obama alle Tiefsee-Ölbohrungen vorerst stoppen und die Sicherheitsvorschriften für Bohrungen und die Kontrollen verschärfen (siehe Kasten).

Vor der ölverseuchten Küste wurden unterdessen alle 125 an den Reinigungsarbeiten beteiligten Fischerboote zurückbeordert, weil einige Besatzungsmitglieder erkrankt seien, teilte die Küstenwache mit.

Dies werfe auch Fragen nach der Giftigkeit der Chemikalie auf, die BP über dem Golf von Mexiko verstreut hatte, um den Ölteppich zu zersetzen.