Ungereimtheiten beim Tod in der JVA Remscheid
Wurde der Tatverdächtige durchsucht? Gewerkschafts-Chef widerspricht der Gefängnis-Leiterin.
Remscheid. Was geschah wirklich im Langzeitbesuchsraum der Justizvollzugsanstalt (JVA) Remscheid? Dort war am Sonntag eine Besucherin von ihrem inhaftierten Freund getötet worden.
Im Gespräch mit unserer Zeitung widersprach Klaus Jäkel, Vorsitzender des Bundes der Strafvollzugsbediensteten Deutschlands (BDSD), den Darstellungen von Gefängnisleiterin Katja Grafweg. So sei der mutmaßliche Täter vor dem Betreten des Besuchsraumes doch durchsucht worden.
Jäkel: "Der Mann hatte auch keinen Radmutterschlüssel bei sich, sondern einen Knebel, wie man ihn beim Buchbinden verwendet, und ein winziges Teppichmesser, das er zwischen den Pobacken verborgen hatte." Die Frau sei auch nicht erstochen, sondern erwürgt worden. Jäkel beruft sich dabei auf "eine absolut vertrauenswürdige Quelle".
Der ermittelnde Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhard bestätigte, die Obduktion habe ergeben, dass die Frau erdrosselt wurde. Die anderen Verletzungen seien schwer, aber nicht tödlich gewesen. Tatmotiv war wohl eine Trennungsabsicht der Frau. Dies gehe aus einer handschriftlichen Notiz des Täters hervor, die dieser in dem Besuchsraum hinterlassen habe. Der Mann, der sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte und im Justizkrankenhaus Fröndenberg behandelt wird, will keine Angaben zur Tat machen.
JVA-Leiterin Katja Grafweg war am Donnerstag zum Rapport im NRW-Justizministerium. In einer Pressemitteilung unterstrich sie am Donnerstag: "Durchsuchungen - etwa durch Abtasten - wurden nicht vorgenommen." In der sogenannten Hausverfügung der JVA, in der die Bedingungen für Langzeitbesuche geregelt sind, heißt es aber: "Der Gefangene ist vor und nach dem Langzeitbesuch zu durchsuchen. Er hat sich vor der Zulassung zum Langzeitbesuch mit körperlichen Durchsuchungen - einschließlich Entkleidung - schriftlich einverstanden zu erklären."