Unwetter in NRW: Verletzte und Sachschäden - auch die Bahn ist lahmgelegt
Essen/Düsseldorf. Blitzeinschläge und umgestürzte Bäume haben am Montag den Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen teilweise lahmgelegt: Grund: Ein Unwetter, das seit dem Vormittag das Land von Westen nach Osten überquert.
Verantwortlich dafür ist die Kaltfront eines Nordseetiefs, das mit teils schweren Gewittern Nordrhein-Westfalen überquert.
Konkret: Teils heftige Gewitter mit starken Regenfällen, die laut Deutschem Wetterdienst in Essen durchaus 30 Liter pro Quadratmeter erreichen können, teilweise mit Hagel gemischt sind und von orkanartigen Sturmböen von etwa 110 Kilometer pro Stunde begleitet werden, lösen zwischenzeitlich die tropische Wetterlage ab.
Durch den Sturm ist der Verkehr am Morgen fast vollständig zum Erliegen gekommen auf den Strecken Oberhausen - Altenessen - Gelsenkirchen, im Bereich Solingen, Grevenbroich - Rheydt, Mülheim - Duisburg, Oberhausen - Emmerich, Köln Worringen - Neuss, im Bereich Köln-Nippes., im Bereich Büttgen, im Bereich um Düsseldorf Gerresheim, im Bereich Witten, Gleis Roisdorf - Bonn, Mönchengladbach - Aachen, Aachen - Köln, Köln - Düsseldorf, Dormagen - Neuss, Mönchengladbach- Krefeld, Hagen - Witten - Dortmund, Wattenscheid - Bochum.
Die Folgen für den Bahnverkehr dauern an - vor allem auch auf denHauptverkehrsachsen im Rhein-Ruhrgebiet kann es weiterhin zuVerspätungen kommen.
Von "massiven Störungen" wegen Blitzeinschlägen und Bäumen aufder Strecke berichtete ein Bahnsprecher in Düsseldorf. Betroffen seiender Fern- und Nahverkehr sowie alle S-Bahnlinien im Bereich Rhein-Ruhr.
Auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof standen die Reisenden amNachmittag in dichten Trauben auf den Bahnsteigen und warteten aufZüge. "Zur Dauer der Störungen können wir noch keine Angaben machen",teilte die Bahn mit.
Laut Bahn ist insbesondere das S-Bahn-System an Rhein und Ruhr betroffen, esfahren derzeit nur noch einzelne Züge: S1, S2, S3, S4, S6, S8, S9, S11. Zur Dauer der Störungen kann die Bahn noch keine Angaben machen.
Infos zur "Betriebslage" eines einzelnen Zuges unter
Im Kreis Viersen kam es im Kreisgebiet durch starke Gewitterböen zuzahlreichen Gefahrenstellen und Sachbeschädigungen. Zumeist handelt essich um umgestürzte Bäume und herabfallende Äste, die Straßenblockierten oder Autos beschädigten.
Auf der Bahnstrecke Viersen-Krefeld musste die Feuerwehr gefangene Zuginsassen befreien. Ursache wareine defekte Oberleitung nach dem Unwetter. Erst nach über einer Stunde gelanges den Rettern die Insassen ins Freie zu geleiten. Durch den Stromausfall liesensich die Türen nicht mehr öffnen und da sich auch keine Fenster öffnen liessenstiegen die Temperaturen stark an. Die Weiterfahrt traten die Betroffenen ineinem Bus an.
In Kempen auf derPestalozziestraße stürzte ein Arbeiter durch eine Windböe aus achtMetern Höhe von einem Gerüst und verletzte sich lebensgefährlich. Erwurde mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus transportiert.
Unter Bäumen begrabene Autos und abgedeckte Dächer verursachte der Sturm in Nettetal. Die B509 zwischen Kempen und Krefeld wurde komplett gesperrt nachdem einumstürzender Baum auch auf der Fahrbahn einen Krater hinterlies. Nicht bessersah es im niederländischen Venlo aus, wo umstürzende Bäume Häuser und Pkwbeschädigten.
InHöhe Grenzweg (Willich-Anrath) wurde die Oberspannungsleitung derBahnstrecke abgerissen. Ein herannahender Zug musste mit einerNotbremsung zum Halten gebracht werden. Dabei wurden zwei Passagiereleicht verletzt. Die übrigen wurden mit Bussen weiter befördert.
In Düsseldorf stürzte ein Baum in eine Gruppevon Kindern. Ein Schüler erlitt eine Prellung, ein weiterer einenoffenen Bruch am Oberarm. Er wurde in die Uni-Klinik gebracht.
In Aachen rückte die Polizei innerhalb einer halben Stunde zu 50 Einsätzen aus. Eine Frau wurde in Aachen von einemumstürzenden Baum leicht verletzt. Ein Mann wurde von einer umherfliegenden Werbetafelgetroffen und verletzt. Anrufer meldeten bei der Polizei Mülltonnen undGartenpavillons auf der Straße oder ein Stromkabel, das auf derFahrbahn lag.
Im Ruhrgebiet versperren zahlreiche umgeknickte Bäume die Straßen, begraben Autos und Personenunter sich. Ganze Dächer wurden angehoben - bei einem Baumarkt inDuisburg wurde das komplette Dach abgehoben und landete zirka hundert Meter auf demParkplatz , wo es mehrere Pkw unter sich begrub Die Feuerwehren sind imDauereinsatz.
Am Nachmittag beruhigte sich das Wetter wieder - zunächst im Westen, später auch imOsten. Kühlere Luft folgt nach, gelangt aber laut Wetterdienst am Dienstag unter Zwischenhocheinfluss. Am Mittwoch soll sich wieder kurzzeitig heisse Luft durchsetzen, die am Donnerstag durch kühlere Meeresluft ersetzt wird.
Die Unwetterfront zog später nach Norden. Dabei richtete sie auch in Niedersachsen schwere Schäden an. Eine Frau wurde in Nordhorn von einem Baum erschlagen, wie ein Sprecher der Polizei in Lingen mitteilte.
Der Sturm habe sich über die Grafschaft Bentheim bis ins nördliche Emsland gezogen, sagte er und sprach von "einer Spur der Verwüstung".
Bäume wurden entwurzelt, Dächer abgedeckt und Autos durch herabfallende Äste und umstürzende Bäume beschädigt. Auch der Landkreis Oldenburg war vom Sturm betroffen: Die Bahnlinie Oldenburg-Osnabrück musste wegen eines umgestürzten Baumes zwischen den Bahnhöfen Großenkneten und Ahlhorn gesperrt werden.
Auf der Hochseeinsel Helgoland wurde ein Campingplatz von einer Windhose verwüstet.
Dem Sturmtief „Norina“, das sich in Richtung Nordosten bewegte,folgt ab Mittwoch wieder ein Anstieg der Tagestemperaturen auf 29 Gradim äußersten Norden und 36 Grad im Süden. Ein Ende der Hitzewelle seinicht in Sicht, sagte DWD-Meteorologin Dorothea Paetzold am Montag inOffenbach - "im Gegenteil, am kommenden Wochenende gibt es wieder einMaximum".
Sobald die Sonne weg ist, beginnen Tropennächte mitTemperaturen von mehr als 20 Grad. Es wird zunehmend schwül.