Ein Öko-Prinz mit Widersprüchen
Charles dürfte eines Tages der erste Biobauer auf dem Thron sein. Doch viele Briten nehmen seinen Einsatz nicht ernst.
London. Für seine Verdienste um eine nachhaltige Landwirtschaft erhält Prinz Charles am Montag in Stuttgart den Eckart-Witzigmann-Preis.
Manche meinen, dass er im Land seiner Hannoveraner Vorväter mehr geschätzt wird als daheim auf der Insel. 2008 hatte der 61-Jährige in Berlin bereits den Nachhaltigkeitspreis in Empfang nehmen können.
Dabei sagte er: "Ich fürchte, dass es unseren Enkeln ziemlich gleichgültig sein wird, ob wir in diesem Jahrhundert ein Wirtschaftswachstum wie im 20. Jahrhundert aufrechterhalten konnten."
Was sie vielmehr interessieren werde, sei der Zustand des Klimas oder ob es genug Wasser gibt. Eine klare Botschaft, doch der Lebensstil des Prinzen ist nicht immer so klar ökologisch.
Seit Jahrzehnten setzt sich Charles mit seinen Stiftungen für Natur- und Klimaschutz sowie den Erhalt der Regenwälder ein. Er kämpft gegen genetisch veränderte Lebensmittel und den Einsatz von Insektengiften.
Die ökologische Landwirtschaft predigt er nicht nur, er praktiziert sie auch. Unter dem Label "Duchy Originals" sind seine Bioprodukte im Supermarkt zu haben. Den Gewinn spendet der Prinz für wohltätige Zwecke. Doch viele Briten finden sein Hobby eher spleenig.
Für Charles selbst gibt es nichts Schöneres, als auf seinem Landgut gummibestiefelt die Beete umzugraben und begütigend auf Schnittlauch und Brunnenkresse einzusprechen. Als er einmal mit einem Verband zu einer Museumseröffnung erschien, meinte er schmunzelnd: "Wenn man sich schon seit so langer Zeit mit Bäumen unterhält, wie ich es tue, trifft man früher oder später zwangsläufig auf eine angriffslustige Eiche."
So weit, so gut, so lustig. Es gibt allerdings einen gewissen Widerspruch zwischen den umweltpolitischen Ambitionen des Prinzen und seiner eigenen luxuriösen Veranlagung. Der Prinz bewohnt mehrere Paläste, fliegt laufend um die Welt und pflegt - gerade was das Essen betrifft - exzentrische Vorlieben. Das ist wohl ein Grund dafür, warum seine Plädoyers für ein einfaches Leben und weniger Wirtschaftswachstum von vielen Briten nicht ernst genommen werden. "Der hat gut reden", meinen sie.
Bezeichnend dafür, dass Charles manchmal etwas die Maßstäbe aus den Augen zu verlieren scheint, ist ein Erlebnis, über das Andrew Simms berichtet, Direktor der Denkfabrik New Economics Foundation. Simms war einmal auf Schloss Balmoral in Schottland eingeladen und verließ das Anwesen abends zusammen mit Prinz Charles und Gefolge in vier Wagen.
Plötzlich ließ Charles die komplette Kolonne anhalten und kehrtmachen. "Ich fragte nach dem Grund", berichtet Simms in der Zeitung "The Guardian". "Da erzählte er mir, er habe vergessen, in einem Zimmer das Licht auszumachen. Und das wäre doch Energieverschwendung."